Als wir neulich "Die Wand" mit Manuela Gedeck schauten stellten Bettina und ich wieder einmal fest: Wir haben grundlegend unterschiedliche Auffassung von filmischer Qualität.
Bettina zum Beispiel liebt Problem- oder Strychninfilme. Ich nicht. Das muss ich erklären: Ein Problemfilm kommt meistens aus Frankreich und es wird ständig geredet, am liebsten durcheinander. Meistens sitzen dabei ein Mann und eine Frau in der Küche oder im Bistro am Tisch und lesen sich gegenseitig Ausschnitte aus Tageszeitungen vor, d.h. sie versuchen die gesammelten Probleme dieser Welt in anderthalb Stunden zu lösen.- Die Problemkonstellationen sind immer in etwa so: Eine junge Frau, die in ihrer Kindheit vom Schäferhund ihres Stiefvaters vergewaltigt wurde, lebt in dritter Ehe mit einem wesentlich älteren Mann zusammen, der impotent ist und durch einen Haushaltsunfall eine Hirnschädigung erlitten hat, die schleichend innerhalb von drei Monaten seinen Geist erweicht. Beide haben siamesische Drillinge (aus der Zeit vor seiner Impotenz!), die nach der chirurgischen Trennung die volle Aufmerksamkeit ihrer Eltern benötigen. Leider hat der Mann sich überdies verspekuliert und die Familie muss von der Sozialhilfe leben. Am Ende eines solchen Filmes bringen sich meistens die Protagonisten gegenseitig um oder begehen zumindest einvernehmlichen kollektiven Selbstmord.
Nach Betrachten eines solchen Filmes bin ich immer so depressiv, dass ich mir einfach eine Strychninpille aus meinem kleinen Döschen nehme, Bettina hingegen ist immer vollauf begeistert...
Im Winter lasse ich mir die Haare von meinem Liebelingsfriseur immer raspelkurz schneiden. „Aber warum denn?“, zetert er immer. Dann erkläre ich ihm, dass es sich um eine winterliche Mützenfrisur handele. Wenn ich nämlich m eine Wollmütze absetze offenbart sich immer ein Frisurendesaster Modell „aufgeplatztes Sofakissen“.
Nun sehe ich immer mehr Leute mit einer Schapka, das sind diese russischen Fellmütze mit Ohrenklappen, unsere Lucie hat auch eine. Manchmal in der Stadtbahn sehe ich mehrere junge Frauen mit Schapka auf einmal und komme mir dann vor wie in dem Film "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel".
Ein Bundeswehrsoldat erzählte mir neulich, dass die Schapka jetzt in einigen Einheiten zur Ausstattung gehört. Die Soldaten nennen sie liebevoll Bäfo, was sich auf das primäre Geschlechtsorgan des weiblichen Bären bezieht.
Tja, liebe Kinder, gebt fein acht, ich hab‘ den Sandmann umgebracht… Hört genau zu, wie es früher war, in den wilden 70ern. Da war euer Opa immer gegen alles. Knallhart. Was es auch war. Französisch-Arbeit - dagegen. Schaffner - dagegen. Strauß, Schmidt, Kohl, Filbinger, Späth, Reagan, die Päpste - dagegen. Heino sowieso und die Charts auch - dagegen. Kapitalismus, Atomkraftwerke, Krieg - voll dagegen, sogar gegen demonstriert, sowas gab es damals noch.
Ha: Ich war sogar gegen Fußball und Lotto. Weil das eine waren Brot und Spiele und das andere lähmte den revolutionären Elan der Massen… Oder so.
Ich war auch gegen Deutschland. Was? Da braucht ihr gar nicht so zu schauen. Deutschland ging gar nicht. Im Sommer flüchtete ich nach Italien an den Gardasee und wetterte gegen die deutschen Touristen.
Grundschule, Gymnasium, Internat, Studium. Wir führten ein Leben auf einem Bildungs- und Wohlstandsniveau, wie es das in der Geschichte der Menschheit zuvor nie gegeben hatte. Stellt euch mal vor: Ich hatte ein Zimmer von 15 Quadratmetern für mich alleine. Und es war auch noch beheizt. Ich fuhr mit 18 ein eigenes Auto. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, mich bei Deutschland dafür zu bedanken. Vielleicht bei Bob Dylan. Aber sicher nicht bei Deutschland.
Mitte der 70er kam dann der Bruch, die "Rot-grünen Jahre". Da konnte man nicht mehr so richtig dagegen sein. Aber auch nicht dafür. Fatal. Ich versuchte mich ein wenig mit Möllemann und Roland Koch über Wasser zu halten, aber es war schwierig.
Es folgten tatsächlich dreißig schwierige Jahre . Ohne richtigen Gegner. Glücklich wurde ich erst wieder um das Jahr 2010 herum. Der Erlöser hieß Guido Westerwelle. Der Mann ging gar nicht. Endlich wieder ein Politiker, der meine wichtigsten emotionalen und kulturellen Bedürfnisse verstand. Und befriedigte. Und dann ging es plötzlich Schlag auf Schlag, Atomkonsens futsch, Gorleben wacht auf, Stuttgart 21. Endlich gibt es wieder Leute, und zwar viele, die wieder gegen was sind.
Die Morgende werden kühler und dunkler und die Stadtbahnen wieder voller, es gibt wieder mehr zu erleben.
Ein junger Mann mit einem Kopfhörer für Riesen telefonierte mit einem Freund und erklärte ihm, dass „er sich doch nicht sein ganzes Geld von der Alten wegnehmen könne…“ Im Geiste stellte ich mir die Probleme des jungen Mannes so vor, da trat mir eine blonde Speckbarbie auf die Füße. Anstatt sich zu entschuldigen drehte sie mir den Rücken zu und zeigte mir ihr imposantes Arschfax. Den Rest der Fahrt zwirbelte sie aufgeregt an ihren Haaren, wobei mir nicht klar wurde, ob sie sich nun Zöpfe rein- oder rausdrehte.
Eine Frau mittleren Alters beschwerte sich derweil bei dem Riesenkopfhörer, dass seine Musik zu laut sei. Woraufhin ein ebenfalls mittelalter Mann sie belehrte, sie solle sich nicht so anstellen, sonst passiere ihr noch das gleiche wie dem Mann in der Münchner S-Bahn. Da erzählte der Riesenkopfhörer seinem Freund am Telefon, dass er jetzt um Geld zu sparen, die Rasiererköpfe ohne Stiel benutze, der sei ihm neulich nämlich zerbrochen.
Mir blieb wieder keine Zeit, ihn ob seines Elends zu bedauern, denn ich mußte mich durch eine Gruppe hartnäckiger Türblockierer kämpfen. Das sind Leute, die in die Stadtbahn einsteigen und sich sofort wie ein Bollwerk vor die Tür stellen, obwohl sie die nächsten zehn Stationen keineswegs vorhaben auszusteigen. Mein „darf ich mal bitte vorbei“ wurde von einem älteren Herrn glatt überhört, ein junger Schüler stieg dann extra kurz aus, damit ich der Stadtbahn entfliehen konnte. – Da schimpfe nochmal einer auf die rücksichtslose Jugend.
Beim Stadtbahnfernsehen in Hannover arbeitet wohl gerade ein Praktikant, der auf Alliterationen steht. Jeden Tag werde ich überrascht. Heute die Head: Toll! Tröten teils tabu (Vuvuzeleverbot in deutschen Stadien).
Gestern: Mel merkt Mauer nicht (Mel Gibson ist wieder besoffen irgendwo gegen gefahren.
Weiter so! (Nein, ich meine nicht Mel).
Mitte der 90er lebte ich etwa ein Jahr im schönen Oldenburg. Da hatte ich einige Verabredungen mit Frauen, Oldenburgerinnen eben. Eine besondere Spezies. Einmal war ich mit, nennen wir sie mal Brunhilde, zum Kino verabredet. Ich stand vorm Kino, wer nicht da war war Bruni. Nach einer Weile ging ich zum Telefon (Handys gab es damals noch nicht) und rief sie an. Sie lackierte sich gerade seelenruhig die Nägel, wie sie mir mitteilte.
"Heute ist doch Film gucken mit mir. Im Kino. Heute ist nämlich Samstag." –
"Also zunächst mal ist heute Sonnabend und nicht Samstag. Und das war doch nächsten Sonnabend!", erwidert sie. "Nein", sage ich, "wir haben am Mittwoch telefoniert. Und da haben wir gesagt: ,nächsten Samstag!'" - "Genau!", sagt Bruni. "Nächsten Sonnabend. Nicht diesen Sonnabend."
Wenn ich mich mittwochs mit Freunden verabrede und sage "nächsten Samstag", dann meine ich den Samstag, der am nächsten ist. Schließlich ist "nächsten" der Superlativ von "nah". Und näher als der auf den Mittwoch folgende Samstag kann kein Samstag sein. In Oldenburg ist das anders. Dort meint man mit "nächsten Sonnabend" den zehn Tage entfernten. Und das verteidigen sie auch vehement: Der Sonnabend in drei Tagen sei keinesfalls der "nächste", sondern der "kommende", auch "dieser Sonnabend" genannt. Hier, so sagen sie, liege der entscheidende Unterschied: "Dieser Sonnabend" sei ein anderer Sonnabend als der "nächste Sonnabend".
Achja, die Diskussion ob nun Samstag oder Sonnabend lassen wir hier mal völlig außen vor. Die hatte ich damals nämlich auch schon geführt.
Ich war noch jung damals, Ende 30, es fehlte mir die Weisheit und Abgeklärtheit des Alters. Und ich stand vor diesem Kino, es war kalt, der Film hatte schon längst angefangen und ich sah einem einsamen Samstagabend entgegen. Und deshalb kantete ich nach: "Das ist doch total unlogisch!", sagte ich. "Ich sage ja auch nicht ,nächstes Jahr', wenn ich in Wahrheit das Jahr nach dem kommenden meine!" - "Du hast ja keine Ahnung!", sagte Bruni. Ich spürte, dass sie mich mittlerweile doof fand, "dieser Sonnabend" hat selbstverständlich nichts mit dem nächsten gemein.
Ich machte trotzdem weiter: "Wenn ich in einem Taxi fahre und sage: ,Nächste rechts, bitte!', dann fährt der Fahrer auch nicht die zweite rechts rein, oder?" - "Doch, wenn man nämlich ganz, ganz kurz vor der Querstraße ist, dann sagt man auch ,die nächste' und meint die zweite." - "Das ist sprachlich ja genauso falsch!" –
"Quatsch! Jeder versteht das, nur du nicht!", entgegnete Bruni, "Du willst mich einfach nicht verstehen?", fragte sie.
Spätestens an dieser Stelle hätte ich aufhören müssen, dann wäre wohl noch was zu retten gewesen. Leider machte ich weiter. "Stell dir doch mal vor, ich wäre beim Arzt im Wartezimmer. Früh morgens, der erste Patient. Wenn die Arzthelferin kommt und sagt, ,Der Nächste, bitte', wer ist dann dran?"
Dumm nur, dass Bruni selber Arzthelferin war, sie sah übrigens hinreißend aus in ihrem weißen Dress. - "Also bei meinem Arzt rufen wir immer mit Namen auf." –
"Ist doch jetzt völlig egal!", rief ich zornig. "Wer ist der ,Nächste' im Wartezimmer?!? Na??"
- "Du natürlich." –
"Falsch! Der nächste ist doch der nach mir", schreie ich ins Telefon, "zumindest nach eurer Logik! Das hieße, der erste Patient des Tages, auch ,dieser Patient' genannt, käme niemals zum Arzt, weil die da immer nur ,Der Nächste, bitte' sagen!!!"
Das letzte hatte Bruni schon gar nicht mehr gehört, sie hatte eingehängt. Als ich erneut anrief, war besetzt. Am nächsten Morgen und dem Abend darauf auch.
Ein paar Tage später öffnete ich an der Bushaltestelle einen Brief von ihr. Sie habe am Samstag, welchem auch immer, keine Lust mehr auf Kino. Und an anderen Tagen auch nicht. Dann wünschte sie mir ein schönes Leben.
Da wurde mir klar, was ich eigentlich schon wußte. Dass Sprache nicht logisch ist, sondern auf Konventionen beruht, und die können an der Küste anders sein als im Binnenland. Und noch etwas hatte ich gelernt: Besserwisserei ist Gift für Beziehungen, es ist unwichtig wer Recht hat. Kopfschüttelnd setzte ich mich auf eine Bank und wartete auf den Bus. In drei Minuten sollte der nächste kommen.
Oder dieser?
Neulich waren wir in den 70er-Jahren. Bettina und ich besuchten das Konzert von Hard’n Blue, der Band eines ehemaligen Kollegen. Location war eine der ältesten Kneipen Hannovers. Harte Gitarrenmusik der 70er und 80er hieß das grob skizzierte Programm. Der Sänger sah aus wie der anämische Bruder von Jonny Winter
Dunkle Wände, ein hübscher Plastiktotenschädel hier, eine adrette Spielzeugaxt dort. Ein bischen Geisterbahn-Interieur eben. Zum Wohlfühlen. An den Tischen, an der Theke und am Darts-Brett: Männer und Frauen undefinierbaren Alters. In Kleidung, die einst schwarz war. Und die Männer mit langen Haaren, die einmal voll waren. Ich fiel etwas aus dem Rahmen mit meinem after-work-dress. Warum war ich nicht vorher nach Hause und hatte mein Holzfällerhemd und die neuen Westernstiefel angezogen? Dummer Fehler. Eine junge Frau fragte mich dann auf dem Weg zum Klo tatsächlich: "Sie sind doch bestimmt auch von der FDP." – Dieser Schmerz endet nie.
Dennoch: Bettina und ich fühlten uns wohl, endlich mal andere Leute sehen, an der Theke gingen wir bereits in die dritte Runde, der Rotwein war trocken, das Weizen süffig, die Nüsse salzig. Und in dem Gewölbe wurde es immer wärmer, gottlob, denn draußen waren es unter minus 10 Grad. Die Band spielte „Alright now“. Neben mir machten sie ein Quiz: Jeder nennt die Namen von fünf Metal-Bands. Wer die meisten Bands genannt hat, hat gewonnen.
"Motörhead, Black Sabbath, Judas Priest …" Ernstes, zustimmendes Kopfnicken. "… Ozzy Osbourne solo. Gilt nich. Ace of Base. Hahaha.
Vorne spielten sie jetzt ein Stück von Judas Priest", ich weiß nicht mehr wie es hieß. Der Gitarrist sieht jetzt aus wie die späte Joan Collins aus Denver-Clan, leicht toupierte Haare, enge schwarze Lederhose, buntes Hemd mit tiefem Ausschnitt, Westernhut mit Nieten.
"Das ist Ford", höre ich von nebenan, hat sich vor zwölf Jahren geoutet.“ Verdammt, und ich dachte wenigstens Heavy Metal wäre noch hetero pur. Die ersten Akkorde von „Smoke on the water“ klingen an. Ich erzählte die Anekdote wie ich das Stück zum ersten Mal gehört hatte. Die, in der ein Dreimeterbrett, die Mädchenschwimmklasse vom Progymnasium, eine infamerweise von hinten heruntergezogene Badehose und ich die Hauptrolle spielen.
Wir sind dann irgendwann nach Hause gegangen. Vorne spielten sie gerade „On the road again“, der Bass schleppte, der Laden kochte, gellende Schreie, Theatralik und fast nur Männer. Draußen war es klirrend kalt, wir gingen unseren Weg in den untergehenden Mond zur Stadtbahnhaltestelle hin, ein Taxi fuhr mit quietschenden Reifen los und an der Ecke kotzte ein Punk in einen dieser orangenen Papierkörbe.
Ich bin mir sicher, dass es noch in diesem Jahrzehnt brauchbare E-Books geben wird. Ich werde dann auch eines haben, natürlich werde ich dann auch weiter Analog-Bücher kaufen, aber die Auswahl wird kritischer sein und ich werde dann auch nicht mehr so oft Gast beim Bücherschrank auf dem Marktplatz sein, weil ich mich mal wieder verkauft habe. Buchläden werden dann übrigens so selten sein wie heute Schallplattengeschäfte, aber in den wenigen verbliebenen wird man von hochkarätigen Geisteswissenschaftlern und Literaten beraten werden.
Ein Grundproblem des Lebens wird das E-Book also nicht lösen können: Welches ist die beste Methode, Bücher im Regal zu ordnen?
Mich beschäftigt diese Frage seitdem ich vor dreißig Jahren mein erstes Billy-Regal kaufte. Vorher hatte ich einfach noch nicht so viele Bücher, dass dieses Problem überhaupt relevant wurde. Das Regal habe ich übrigens heute noch, es ist eines von den soliden mit soviel FCKW drin, dass Spuren davon sich noch heute in unserer Raumluft nachweisen lassen dürften. Im Laufe der Jahre wurden es immer mehr Regale, erst seit drei Jahren stagniert die Zahl der Bücher, weil ich mittlerweile in der Lage bin, mich von denen zu trennen, die ich nicht mehr mag. Außerdem komme ich jetzt in das Alter des zweimal-Lesens, das heißt ich nehme mir Bücher vor, und lese sie wieder. Das ist ein interessanter Prozess, denn ich verändere mich beständig und damit ändert sich auch mein Verhältnis zum Gelesenen. Seit ich allerdings Jasper Ffordes LitAg Thursday Next kenne, weiß ich, dass sich auch Bücher verändern (können).
Angefangen habe ich zaghaft mit ein paar Karl-May-Romanen in der historisch-kritischen Ausgabe. Das Ergebnis war eher enttäuschend. Die Erfahrung mit Kästners „fliegenden Klassenzimmer“ hingegen war erfrischend, dieses Buch bleibt ewig jung. Wie es mit den Buddenbrooks steht, wird sich (hoffentlich) dieses Jahr zeigen.
Zurück zum Bücherbord. Natürlich liegt es nahe, die Bücher einfach nach dem Alfabet zu ordnen. Ich habe das auch schon getan und praktiziere es die letzten Jahre in einer spezifizierten Form wieder. Das Problem ist, dass die Lieblingsbücher dann immer in den untersten Reihen stehen und man sich die Knie schubbert. Im Zentrum, auf Augenhöhe (!) des Betrachters steht dann garantiert etwas, das Halbgebildete zu kurzgeistigen Äußerungen bringt: Nietzsches „Wille zur Macht“ („bist du Faschist?“), Bukowskis Gedichte, die einer schrieb, bevor er aus dem 38. Stock sprang („so etwas frauenfeindliches liest du?“) oder Dieter Roths „Typische Scheiße“ („soll ich dir einen guten Psychiater empfehlen?“). Ich balle dann immer die Faust in der Tasche und beruhige mich mit der Tatsache, dass es nicht unbedingt das Buch sein muss das hohl klingt, wenn es mit einem Kopf zusammenstößt. Und dann gibt es natürlich noch Hans Erich Nossack, der gegen die alfabetische Ordnung wetterte, weil Bücher eben keine Briefmarken oder Schmetterlinge sind, sondern „höchst lebendige Individuen, die nie aufhören, Rücksicht und Teilnahme zu verlangen.“ – Oder so.
Jedenfalls habe ich es auch schon mit Sortierung nach Farben versucht. Das war allerdings totaler Blödsinn. Die Sortierung nach Größen hätte Analcharakteren gefallen, mir war das zu ordentlich und außerdem auch der falsche Parameter. Mein ältester Freund Michael hatte seine Bücher nach „Themen“ geordnet. Beim Thema „Anarchie“ stand dann Bakunin neben Nietzsche, dem Mescalero und der Anleitung zum Bomben bauen. Ich glaube das ist das genialste Ordnungsprinzip, aber es versteht eben nur derjenige, der es angelegt hat. Ich bin mir nicht sicher, ob Michael das Prinzip immer noch innehat. Bei unserem letzten Besuch versäumte ich zu fragen. Ich glaube auch nicht, dass er die Anarchistenecke noch betreibt, schließlich ist er mittlerweile im diplomatischen Dienst.
Ein anderer Freund packt seine Lieblinge in die unteren Etagen, damit er sich quasi ehrfurchtsvoll vor ihnen hinknien muss, will man eine Sentenz nachschlagen. Die Sachbücher kommen nach oben, denn „der Weg zum Wissen muss ein beschwerlicher sein.“ Naja, geht so.
Eine andere Bekannte stellt die Bücher, die in ihrer Gunst gefallen sind in die Sonne oder an die Heizung, damit die Rücken bis zur Unkenntlichkeit ausbleichen oder der Bindeleim austrocknet. Ich verstehe den Hintergrund, denn schlechte Bücher können uns Lebenszeit rauben. Solche Rache muss ich aber an Büchern nicht nehmen, ich gebe sie dann einfach weiter.
Von einem spannenden Ordnungsprinzip las ich erst kürzlich. Romane werden nebeneinander gestellt, deren Helden sich gut verstehen könnten, falls sie sich kennten. Dann stände also Prousts Swann neben den Buddenbrooks, Philip Marlowe neben Mario Conde und der Gatsby neben Jane Eyres‘ Rochester? – Und wohin dann mit den vielen zickigen weiblichen Romanheldinnen?
Kein Ordnungsprinzip ist eben perfekt.
Einen konkreten Vorschlag habe ich übrigens noch für Bücher auf dem Nachtschrank. Er ist von Julian Barnes: „nur Bücher, die sich gut auf dem Nachttisch machen, falls man plötzlich und unerwartet verstirbt.“
Es ist ja bekannt, dass ich bei Frauen in Uniform schwach werde. Das war übrigens nicht immer so. 1994, als ich ein Jahr in Oldenburg lebte, da verliebte ich mich rasend schnell in…, ja, ich kann es nicht ändern, ich stand auf Kellnerinnen.
Ich war damals viel unterwegs, weil ich keine Lust auf die Einsamkeit in meinem anderthalb Zimmer Appartement im Artillerieweg hatte, das ich für drei Monate von einer Kampflesbe aus Rautherfehn gemietet hatte. Im Cafe am Markt gab ich mit ein paar potentiellen Kunden eine komplexe Bestellung auf. Kurz darauf kam die Kellnerin wieder an unseren Tisch - ohne die Getränke, dafür mit Notizblock und Stift. Sie hatte vergessen, was wir trinken wollten. Ich fühlte mich geschmeichelt. Tja, sie hatte die Begegnung wohl genauso verwirrt wie mich. Ich lächelte sie an, sie lächelte zurück. Kurz malte ich mir unser gemeinsames Leben aus, Reihenhausromantik, wie unsere Kinder heißen würden und ob sie wohl nur im Dunkeln? … Ich tippte auf Ja, weil bestimmt catholic girl. Dann redete ich mit den Kunden über einen Stadtführer auf CD-ROM. Und schon mussten wir wieder los. Der Termin.
Achja, mit 14 im Urlaub am Gardasee war ich verrückt nach Svenja, österreichische Kellnerin in einer italienischen Bar in Malcesine am Hafen. Wenn ich nicht gerade Wasserskifahren übte, wich ich ihr nicht von der Seite, half ihr beim Bedienen und Gläser spülen, nur um in ihrer Nähe zu sein. Mein größter Wunsch war es damals, sie einmal ohne Schürze zu sehen. Er blieb unerfüllt.
Wie ich von dieser Kellnerinnen-Obsession geheilt wurde? Als meine damalige Firma in Oldenburg pleite ging, jobbte ich zwei Wochen in oben erwähntem Cafe am Markt als Servicekraft. Warum ist wahrscheinlich klar, oder? Ich wurde von meinen Kolleginnen schwer ernüchtert. Bei Kunden, die sie nicht mochten spuckten sie in den Cafe oder brachten absichtlich Zuckerschütter, deren Deckel lose geschraubt war. Das und einiges anderes lüftete mein Hirn: Sie lächeln dich an, weil es ihr Job ist, freundlich zu ihren zahlenden Gästen zu sein, sie wollen dein Trinkgeld, nicht deine Liebe. Die zugesteckten Zettel mit den Telefonnummern von Verehrern werfen die Kellnerinnen einmal die Woche auf einen großen Haufen und verbrennen sie johlend.
Seit zahlreiche Hausbesitzer in der Nachbarschaft von der Obrigkeit gemahnt wurden, weil sie zu nachlässig Winterdienst leisteten, sind die Nerven zum Zerreissen gespannt. Durch den Winter und seinen Schnee. Besonders die Frage, wohin der weggeschippte Schnee gekippt werden dürfe, erregt die Gemüter. Gestern sah ich zwei Nachbarn mit Schneeschiebern aufeinander losgehen. Die Frau schrie lautstark, weil ihr Nachbar, ein älterer Herr so um die 65, den Schnee gegen ihre Wand geworfen hatte. Leider sah ich nicht, wie die Sache ausging, weil just in jenem Moment der Postbote etwas von mir wollte. So bekam ich aber wenigstens noch mit, wie vor dem Hause im Atelierblick sich ein gestandener Facharzt darüber ereiferte, dass ein Nachbar (gebürtiger Süddeutscher) Schnee gegen sein Auto geschoben hatte. Ich sah die Schneeschippe in seiner Hand jedenfalls verdächtig zucken.
Seitdem übe ich schon mal fleißig Schneeschippenfechten unter unserem Carport.
Nicht dass ich was dagegen hätte, dass Guido Westerwave sich selber demontiert. Aber was hat der eigentlich geraucht, dass er derartig konsequent austickt? Der Vergleich mit den Römern hinkt übrigens, denn die Dekadenten waren die Reichen, die solange frassen, bis sie sich mit einer Feder im Hals kitzeln ließen… damit sie anschließend weiter fressen konnten. Und Heiner der Geißler hat Recht damit, dass er Guido einen Esel nennt. Kaiser Caligula machte nämlich Mal einen (echten) Esel zum Senator. Iah!
Oder wie Ozzy Osborne sagen würde:“Er steht mir zwar noch, aber das Feuerwerk bleibt aus.“
"Die frostharte Pflanze Stinkender Nieswurz kann mit Hilfe von Hefe heizen", meldete die Nachrichtenagentur dpa gestern. Spanische Wissenschaftler von der Biologischen Station Doñana in Sevilla haben herausgefunden, dass das giftige und unangenehm riechende Staudengewächs Frost übersteht, indem die pflanzeneigene Hefe Zucker aus ihrem Nektar verarbeitet, wodurch Wärme entsteht.
Was lernen wir daraus?
Erstens: Es gibt auch spanische Wissenschaftler
Zweitens: Mein Favorit für die Pflanze des Jahres 2010 steht fest.
Nach gut zehn Tagen im Wintereinsatz rund um unser Reihenhaus habe ich eine gewisse Routine im Bürgersteignachwürzen gewonnen. Morgens um halb sieben aus dem Bett, zwei Stützkaffee und ungewaschen in den Norwegerpulli, raus ins feindliche Leben und Schneeschippen, danach streuen. Ich bin meistens der erste, der in der Strasse im Einsatz für die Unversehrtheit unserer Mitbürger ist. Anfangs nahm ich noch feinste Lavakieselchen, doch das wird einfach zu teuer. Jetzt tut es auch der Sand aus der Streusandkiste, 300 Meter südlich die Strasse runter. Danach wieder rein, nochn Kaffee zum Wärmen. Dann aus dem Obergeschoss heimlich aus dem Fenster gelinst, na, wann kommen sie? Da, der Nachbar von rechts kriecht pflichschuldig heraus und auch von rechtsaußen an der Ecke hört man es kratzen, der ist immerhin Polizist! Ich war wieder der Leader, der Skilehrer, das Charisma! Jetzt frage ich mich nur, wie ich am Samstag mit unseren Sommerreifen die 800 Meter zum Winterreifendraufziehen schaffe.
In Florida fallen Leguane wegen der Kälte von den Bäumen, in Hannover fahren die Bahnen langsamer und die Verwaltung bekommt das Schneeräumprogramm nicht in den Griff. Fast alle deutschen Tageszeitungen (die schweizerischen und österreichischen nicht, siehe meedia.de, eine wirklich praktische Webseite) warnen vor einem Wetterchaos am Wochenende.
Beim gestrigen Freischippen des bauchnabelhohen Schnees auf der Dachterrasse im Atelierblick fiel mir der Jahrhundertwinter 1979 ein. Warum kann ich mich daran erinnern? Nun, ich war gerade frisch bei der Bundeswehr in Nordheim eingezogen und hatte just zu dieser Zeit meinen ersten Wochenendheimurlaub. Ich lebte mit meiner damaligen Freundin zusammen in Harlingerode bei Bad Harzburg. Samstagmorgen, es schneite schon die ganze Nacht und es war extrem stürmisch. Bereits auf der Autobahn deutete sich das Problem an, Stau, die Scheibenwischer (einstufig) kamen nicht gegen den Schneefall an. In der folgenden Nacht sollten tausende eingeschneite Autofahrer hier zwangsweise übernachten (und einige auch erfrieren). Kurz vor Harlingerode erklomm mein 1200er Käfer (34 PS, 6 Volt) eine leichte Anhöhe um kurz nach dem Kamm plötzlich bis zur Windschutzscheibe in einer mannshohen Schneewehe stecken zu bleiben. Die Landstrasse war damit dicht und ich weit und breit alleine. Ich machte erst mal das, was dank Erkenntnis unserer Freunde (der britischen Wissenschaftler) 58 Prozent der Männer machen: Ich pinkelte zunächst mal meinen Namen in den Schnee. Dabei merkte ich schon, dass der Schneesturm weiter mein Auto bearbeitete. Es war also Eile geboten. Mit Hilfe aller vier Fußmatten, einer Wolldecke und einer Kohlenschaufel bekam ich den Käfer schließlich frei. Vier Stunden zu spät konnte ich meine völlig aufgelöste Freundin begrüßen („hallo-ich-bin-in-der-Stadtbahn-und-komme-in-fünf-Minuten“ gab es nämlich noch nicht). – An diesem Wochenende fiel noch mehrfach der Strom aus, der Zapfmechanismus unseres Ölfasses (Heizung) fror ein und wir ernährten uns hauptsächlich von Sahneschnitzel aus dem nahegelegenen „Deutschen Haus“, weil wir vorratsmäßig nicht auf eine solche Lage eingestellt waren. Das war der Winter ‚79, wie ich ihn erinnere.
Neujahrsmorgen 2010… Dunkle Ränder liegen wie schmutzige Ringe um meine Augen, das Weiß ist zum Fürchten Gelb und ich war überzeugt davon, dass meine Leber mir zwischen den Knien hing. Nach zwei Aspirin und den wichtigsten Online-Zeitungen ist es wieder besser und ich gehe nach draußen ins Outernet. Das Outernet ist eingeschneit, ich muss mir erst den Weg freischaufeln. Unterm Schnee vor unserem Carport liegt eine Sense. Sie sieht aus wie die des Mainstreams. Wen mag er heimgesucht haben? Vielleicht Stefan und Nadine, die haben gerade ein Kind bekommen und jetzt sieht es so aus, als ob sie den Weg allen bürgerlich-irdischen gehen: Haus, Einbauküche, Kind, Ehe…
Damit mir im Outernet nicht langweilig wird klicke ich mit meinem neuen Nokia 151 Commander die Hyperlinks der Nachbarshäuser an. Leider sind die Informationen von den Eigentümern gesteuert und man erfährt nichts wirklich Neues. Die Grafikerin von nebenan hat ihre Preisliste hinterlegt, Detlev und Nicole weisen auf ihr neues Auto hin, das aber auch schon ein halbes Jahr alt ist. Das Ehepaar im Eckhaus hat Kinderfotos hinterlegt. Die neu eingezogenen Chinesen von der Ecke beschreiben akribisch ihr Berufsleben offen, damit auch niemand glaubt sie betrieben eine Restaurantkette, er ist Arzt an der MHH, sie Architektin bei der Messe AG. Das Lehrerehepaar von der 43 weist darauf hin, wann ihr Wassergarten eingeschaltet ist, die Angeber. Es ist still im Lister Blick, Neujahrsmorgen 11:15 Uhr, es schneit unaufhörlich weiter, die Flodders schreien sich an (die beiden sprechen spanisch, das hört sich immer so an als würden sie sich anschreien), von irgendwoher säuselt äthiopische Musik. Komisch, die Leute hören immer mehr Dritte-Welt-Avantgarde. Ich werfe einen Blick zum Telemax und plötzlich trifft mich die Erkenntnis: Es ist nicht irgendein neues Jahr, es ist der Aufbruch in ein neues Jahrzehnt. Im gleichen Moment sendet der Telemax einen feinen Blitz direkt in mein Gehirn. Die Informationen und Bilder strömen auf mich ein, wie ein Film läuft es in meinem Hirn ab. Es ist Neujahr 2020. Die Welt hat sich spürbar verändert, Europa ist das Altersheim der Welt, hat sich aber gut darin eingefunden. China und Indien sind die Führungsmächte der Welt, Russlands Bevölkerung ist wegen übermäßigem Alkoholkonsums um dreißig Prozent dezimiert und das Land praktisch handlungsunfähig, erst kürzlich wurde die Krim an die Engländer verkauft. Deutschland ist ein Vielparteienstaat, schwer regierbar, weil ständig die Koalitionen wechseln. Dafür hat das Volk mehr Macht, Volksabstimmungen wurden vor fünf Jahren eingeführt, woraufhin Kernkraftwerke und das erst 2011 beschlossene Tempolimit eliminiert wurden. Per Volksdekret wurde Deutschland auch Einwanderungsland, was unter anderem den drastischen Zuzug von Osteuropäern eindämmte. Mittlerweile allerdings gibt es Bürgerinitiativen, die vox populi hassen, europaweit die Abschaffung des Plebiszits fordern und nach dem „guten Diktator“ suchen. Viele Spitzenpositionen sind von „Gastarbeitern“ (wie sie jetzt wieder heißen) aus China und Indien besetzt, weil durch den demografischen Wandel und die katastrophale Bildungspolitik in den frühen 2000ern deutsche Führungskräfte und Spezialisten Mangelware sind.
Bettina und ich sind in unserem Haus in das Zwischengeschoss gezogen und haben Lucie das Obergeschoss überlassen, sie hat per Treppe einen eigenen Zugang über den Garten. Unser Haus wird mit Erdwärme geheizt, die Solarkollektoren auf dem Dach versorgen uns mit Strom, der von einer neuartigen Batterie, die auf unserem Gartenhaus installiert ist gespeichert wird. Es gibt Tage, da verkaufen wir überschüssigen Strom an der Shanghaier Börse. „Öffentliche“ Kraftwerke sorgen eigentlich fast nur noch dafür, dass die Elektroautos der Nation, die wir für unsere Bewegung im Outernet brauchen, mit Kraftstoff versorgt werden. Eines davon, ein Skoda Fabia der sechsten Generation steht vor unserem Haus, es ist ein Hybrid-Modell, größtenteils gleitet er fast reibungsfrei auf Magnetfeldern, wo diese noch nicht funktionieren nutzt er Analog-Räder. Unsere Informationen holen wir mittlerweile ausschließlich aus dem Internet, dort findet auch ein Großteil der sozialen Kontakte statt. Die verbliebenen großen überregionalen Zeitungen erscheinen nur noch drei Mal in der Woche und dienen der intellektuellen Vertiefung. Ein i-Pod der zweiundzwanzigsten Generation versorgt uns mit Musik, Fernsehbildern, er speichert alle unsere wichtigen Dokumente und natürlich unser privates Fotoarchiv. Neuerdings kommt auch Literatur dazu weil endlich das E-Book aus allen seinen Kinderkrankheiten herausgewachsen ist.
Bei Eins A Kommunikation haben wir vor wenigen Jahren einen Neurowissenschaftler eingestellt. Dank seiner funktionellen Magnetresonanzanalysetomografie, der Magnettoenenzephaleografie und der State-Topographie kann er immer genau sagen, welche PR-Konzepte wirklich funktionieren. Und warum. Da ich mich selbst um die Vermarktung meines ersten Romans kümmern muss, arbeite ich nur noch drei Tage für die Agentur und kümmere mich rein ums operative Geschäft und das Austreten von temporär auftretenden Flächenbränden. Wir haben das Haus in der Kramerstrasse 13 mittlerweile gekauft und denken über die Anmietung von weiteren Räumlichkeiten nach. Außerdem haben wir uns bei Eins A auf ein weiteres Feld spezialisiert. Wir bieten Filtering für verschiedenste Lebenssituationen an. Es geht simpel gesagt um eine Einschränkung der Informationsflut, auf allen Ebenen, sowohl im Inter- als auch im Outernet. Der Bedarf ist groß, vor allem bei den wenigen verbliebenen Managern, die noch Vollzeit arbeiten. Spezialist hier ist Jens mit einem Team von ihm unterstellten Mutanten, der Geschäftsbereich boomt.
Der Edeka-Markt am Rande des Lister Blickes musste einem dieser neuen Supermärkte „Reife 70-plus“ weichen. Man geht mit seinem Rollator durch den Laden, klickt mit seinem Nokia 2500 die Waren an und sie werden dann mit umfassenden Produktinformationen direkt nach Hause geliefert.
Ich selbst halte nach wie vor mein Idealgewicht von 88 Kilo, esse nur noch Functional Bio-Food: Rindfleisch aus dem Chiemgau mit einem dreimal höheren Anteil an Omega-3-Fettsäuren, die gegen Arterienverkalkung helfen, Gender-Food für Männer 60plus, und nehme ausschließlich Rama-Bio als Brotaufstrich. Ich trage keine Brille mehr, weil mir neue Netzhäute mit integrierten Infrarotkameras implantiert wurden, ich kann jetzt im Dunkeln sehen – wenn ich will. Unter der Tätowierung an meiner rechten Lende befindet sich jetzt ein Depot, das sich auf Signal meines primitiven Kleinhirnes oder manuellen Druckes seitens meiner Gattin aktiviert und entsprechende Substanzen (früher hätte man Viagra gesagt) freisetzt.
„Don’t eat the yellow snow“, mit diesem Zappa-Song-Zitat wache ich auf. Ich liege mitten auf der Straße und bin fast zugeschneit. Mir ist kalt. Ich schaue auf meinen Kommunikator, gottlob, es ist der 1. Januar 2010. Schlagartig wird mir klar: Ich brauche einen Stütz-Vernatsch…
Wir haben es in der Hand!
Es ist die Woche der Weihnachtsfeiern. Heute Abend startet meine Gattin mit der Weihnachtsfeier des Horchzentrums im Pelikan-Sheraton. Dazu wurde gestern in einer aufwendigen Prozedur der Fettfleck der letzten Weihnachtsfeier aus dem roten Samtkleid entfernt. Am Ende der Woche folgt dann die Weihnachtsfeier von Eins A, diesmal von nicht-unserer Frau Bischoff organisiert.
Ich habe einige Erinnerungen und einige Erinnerungslücken an vergangene Weihnachtsfeiern. Bei der LAV wurde auf der Weihnachtsfeier einer der Ärzte beim Sex auf dem Untersuchungstisch mit der Hauptabteilungsleiterin Rentenabrechnung erwischt. Außerdem fummelte die Betriebsrätin am Praktikanten rum, das war vielleicht peinlich. Bei der Tui stieg nach der Weihnachtsfeier immer die Heiratsrate signifikant. Erstaunlich ist auch, wie lange sich das Wichteln stil- und sinnloser Geschenke hält, das aufdringliche und kurzlebige Duzen mit dem Chef oder das obligatorische Vollkotzen des Taxis bei der Heimfahrt. Allerdings gibt es eine grandiose Peinlichkeit, die mir dereinst bei Heim & Hütte passiert ist, wenn ich mich nur daran erinnern könnte. Ich weiß nur, dass sie immer „wir haben doch keine Schangse", sagte. Was ich so niedlich fand, weil alle anderen immer von „Schoongs“ sprachen. Aber leider habe ich nur Erinnerungen an den Kater danach. Keine Schangse.
Ja, wir waren bei der Trauerfeier für Robert Enke in „unserem“ Niedersachsenstadion, das ja eigentlich AWD-Arena heißen soll. Und ich bin froh drum, als der Sarg herausgetragen wurde, habe ich auch ein paar Tränen verloren. Und heute habe ich extra die Bank gewechselt, die letzten beiden Ziffern meines Bankkontos sind jetzt 9 und 6.
Es gibt aber am Rande ein paar kulturhistorische Dinge, die mir aufgefallen sind und die ich hier keinem ersparen will:
Es ist noch gar nicht allzu lange her, da wurden Selbstmörder geächtet. Sie verhöhnten Gott, postulierte der Klerus. In monotheistischen Religionen stehe es nur Gott zu, Leben zu geben und Leben zu nehmen; das waren die Glaubenssätze. Im Judentum war es bis ins 20. Jahrhundert so, dass Selbstmörder nach ihrem Tod auf dem Friedhof in einem Eck begraben wurden. Selbstmörder waren nicht viel besser als Schwerverbrecher. Katholiken, die ihrem Leben ein Ende gesetzt hatten, wurde nicht selten ein Begräbnis auf Friedhöfen verwehrt. Die betroffene Familie war stigmatisiert, oftmals auch noch die folgende Generation. Das ist wohl vorbei, die evangelische Bischöfin sprach in der Marktkirche, ein katholischer Pfarrer im Stadion!
Ausgerechnet die bürgerliche FAZ und die taz haben sich auf die Seite der Lokführerfraktion geschmissen, essigesichtern also gemeinsam gegen die Trauernden.
Der Zwanziger kann verdammt gut und frei reden.
Dass unser MP gut reden kann, wußten wir schon, aber gestern? – Chapeau!
Im Stadion habe ich festgestellt: die Leute sind beim Vaterunser genausowenig textsicher wie bei „96 alte Liebe“.
REM geht immer, auch auf dem Friedhof.
Ein schlichter Holzsarg ist viel schöner als das Gedöns was man sonst so sieht.
45.000 Menschen können verdammt kultiviert und leise sein.
Polizistinnen in Uniform mit Trauerarmbinde sehen hinreißend aus
To be continued…
Ich weiß noch ganz genau was ich am 9. November 1989 gemacht habe. Eigentlich war das mein Saunatag, aber da ich leicht verschnupft war fiel das aus und ich sass gemütlich mit einem Glas Soave (jaja, sowas trank ich damals noch) vor dem Röhrenfarbfernseher und war ziemlich irritiert von lauter Vokuhilas, die sich an der Berliner Mauer in den Armen lagen und heulten.
Es dauerte eine Weile, bis ich begriff was dort passierte. Ich rief meinen Schwippschwager in Bad Harzburg an, von dort waren es keine zehn Kilometer bis zur Zonengrenze. Er erzählte von Ossihorden, die mit Bananenkisten durch die Strassen laufen.
Ich weckte meine damalige Frau, die mir nicht glaubte. Da sagte ich ihr, dass ich jetzt in den Osten rübermachen würde. Sie fragte noch nach, ob ich denn wiederkäme und drehte sich wieder zur Wand. Also setzte ich mich mit meiner Werkzeugkiste und meiner Polaroidkamera in meinen weißen Golf LS mit Spoiler in Wagenfarbe und raste nach Berlin. Dort schlug ich mit Hammer und Meißel auf die Mauer ein, die daraufhin wie Dominosteine zusammenfiel. Leider haben sich alle Polaroids im Laufe der Zeit bis zur Unkenntlichkeit verfärbt, so dass ich kein Dokument der Tat auf Facebook stellen kann, sorry. Den Wagen voller Rotkäppchensekt, Bautzner Senf und Spreewälder Gurken kehrte ich siegreich in die hannoversche List zurück und ließ mich von den Nachbarn gebührend feiern.
Ich habe gehört, dass schwarz-gelb jetzt auch Twix wieder in Raider umbenennen will… Egal, man soll ja nicht immer nur über die neue Regierung meckern. Schließlich gibt es drei Wochen nach Weihnachten 20 Euro Kindergeld mehr.
Damit kann ich:
Schon mal auf den Plasmabildschirm sparen, falls die Röhre bald den Arsch hochreißt.
Ein Überraschungsei pro Tag kaufen, das bringt fünf Minuten glückliche Ruhe.
Zwei Lilifee-Dosen zum Aufklappen für die Tochter und ihre Freundin kaufen. Zum Aufbewahren von rosarotem Nippes. Und in den Folgemonaten weiteres von dem Sortiment.
Eine Flasche John Daniels pro Monat kaufen. Zur Beruhigung für mich. Vom Rest Erdnüsse.
Wenn unsere PR-Assistentin ihr Telefon auf mich umstellt und ich sie aus Versehen in ihrer Abwesenheit anrufe, dann, O Wunder! Klingelt mein Mobilteil, das ich außer einem Schreibtischtelefon in meinem Büro auch noch habe. Heute war ich zu erschrocken um abzunehmen. Das nächste Mal tue ich es, denn ich will wissen, ob ich dann mit mir selbst telefonieren kann, links den Hörer mit Schnur, rechts das Mobilteil. Die nächste, viel schwierigere Frage stellt sich aber dann: Verstehe ich mich überhaupt???
Einer der Helden meiner Kindheit ist tot: Eduard (Ede) Zimmermann. Wenn er seine Fälle bei „Aktenzeichen XY ... ungelöst“ vorstellte, gruselten sich bis zu 30 Millionen Zuschauer auf deutschen Sofas. Mordfälle, Vergewaltigungen, Entführungen stellte Eduard Zimmermann immer mit ruhiger, klarer Stimme vor. Legendär war dann immer die Schalte zu Werner Vätterli nach Züri. Meine Eltern gingen gerne Freitagabends aus und ließen den zehn- bis zwölfjährigen Thorsten alleine zu Hause. Der schaute natürlich immer Aktenzeichen xy, obwohl er damals danach vor Angst kaum ins Bett fand. Legendär der Mordfall an zwei Frauen, die in ihrem Schlafzimmer gefoltert und getötet wurden. Auf einem Metalltablett präsentierte Ede die Folterinstrumente und bat um die Mithilfe der Bevölkerung. Von den verbogenen Gabeln, den Skalpellen, der Handsäge und der rostigen Zange träume ich heute noch manchmal…
In der Agentur sprachen wir neulich über Autos. Eine Kollegin meinte, dass es heute keine richtig schönen Autos mehr geben würde. Mit wenigen Ausnahmen gab ich ihr Recht, hatte ich doch auch gerade Gran Torino von Clint Eastwood gesehen. Sie meinte auch, dass sie sowieso kaum Bezug zu diesen Blechkisten habe.
Ich weiß nicht wieso, aber da mußte ich spontan an unseren früheren Nachbarn Holger denken: „Holger, der Nafta“, wie Lucie damals immer sagte.
Damals wohnten wir mitten in der Stadt in so einer Juppiwohnung mit hunderten von Quadratmetern, Innentreppe, Studio und tennisplatzgroßer Dachterrasse mit Blick auf das Wahrzeichen Lindens, die „Warmen Brüder“. Schick das.
Holger bewohnte mit seiner Freundin Wibke die Nebenwohnung, sie war noch etwas größer als unsere, Einrichtungsstil: Glühbirnenfabrik plus Bistro durch Spiegelfliese. Holger ist promovierter Sonderschullehrer, Wibke war irgendetwas in der Stadtverwaltung, ihr Job so grau wie ihre Erscheinung, mal war das Grau mehr Taube, mal mehr Elefant. Aber beide waren sehr nett und eben schon so lange zusammen wie wir dort wohnten – und sicher noch länger. Aus Überzeugung fuhren sie kein Auto sondern nur Fahrrad und Öffis und bei Bedarf Stattauto.
Irgendwann sah man die beiden immer seltener zusammen. Irgendwann sass Wibke nicht mehr in ihrem Sessel auf der Dachterrasse, wo sie sonst immer gesessen hatte. Irgendwann war ihr Name von der Haustür verschwunden.
Die beiden hatten sich getrennt, Holger erzählte es uns traurig. Er wollte jetzt alleine in dieser riesigen Wohnung leben: „Dann fahre ich eben nicht mehr in Urlaub, damit ich sie abzahlen kann.“ Aus Wibkes Zimmer hatte er einen „Kartenraum“ gemacht, dort hing eine große Landkarte von der ostfriesischen Küste mit den Inseln, Holger kam von dort und noch heute klingt mir sein „Moin“ in den Ohren.
Wenige Tage später sah ich Wibke, sie holte einige Sachen aus der Wohnung. Unten auf der Strasse sprang sie zu einem jungen Mann in einen silberfarbenen Porsche Targa, überhaupt, sah ich richtig? Trug Wibke an diesem Tag gar nichts Graues? Der Typ im Targa war kroß gebraten wie Jürgen Drews nur etwa dreißig Jahre jünger, sommers Tennis und winters Skilehrer wahrscheinlich. Unsere Blicke kreuzten sich. Sein Blick sagte „Dich kenne ich, du bist Scheiße“, mein Blick sagte:„dito“. Drews gab seinem Targa die Sporen und röhrte unsere Spielstrasse runter.
Natürlich bin ich mir im Klaren, dass dieses Auto (das auch noch eines meiner Träume ist) keinerlei Einfluss auf Wibke und Jürgen sicherlich viele innere Werte hatte, die man von außen einfach nicht sah. Als ich zum Haus zurückging, kam mir Holger entgegen, er schob sein Fahrrad in den Keller.
Das ist jetzt mindestens vier Jahre her. Mittlerweile wohnen wir nicht mehr dort. Aber als ich neulich mal wieder in der Strasse vorbeiging, schaute ich auf das Klingelbrett. Neben Holgers Namen stand dort ein Frauenname. Ich freute mich für ihn von Herzen. Wibke, den Targa und Jürgen habe ich nie wieder gesehen.
http://nordlichtblog.blogs.com/hirnstromblog/2008/08/meine-autos-5.html
Ich bin schon fasziniert, dass sich junge Leute heute noch für „Woodstock“ interessieren. Ich meine das Festival, nicht den kleinen Vogel von Charlie Brown. Da hat doch jetzt tatsächlich einer noch einen Dokumentarfilm gedreht über den schwulen Sohn des Bauern, der 1969 der "Woodstock Nation" seine Wiese zur Verfügung stellte, ohne zu wissen, dass er damit dem Kern einer Generationenerfahrung einen inzwischen mythisch umwobenen Ort gab. Oder so.
Ich war damals zehn. Was ich mitbekam war, dass meine Eltern plötzlich panische Angst vor Hippies und Haschisch hatten, die von der Bildzeitung geschürt wurde. Drei Jahre (etwa siehe Foto oben) später hatte ich meinen ersten Schallplattenspieler, eigentlich eher ein Schallplattennachschneidegerät, der Lautsprecher war im Deckel. Eine meiner ersten Platte war die Dreier-LP „Woodstock“, die ich auf dem damals ganz jungen hannoverschen Flohmarkt erstand. Kurz darauf sah ich den legendären Dokumentarfilm. Richtig nachvollziehen konnte ich den Hype um Woodstock nie, denn bei den vielen Konzerten und Festivals die mich später noch etliche Frequenzen kosten sollten, ging es immer hauptsächlich um Musik. Bei Woodstock spielte Musik eine eher beiläufige Rolle. Die meisten Stücke hat man vorher oder hinterher besser (oder auch gar nicht mehr) gehört. Ausnahme: Joe Cockers Schrei in „With a little help from my friends“. Jimi Hendrix Kreissägenversion des “Star Spangled Banners” und „Going Home” von Ten Years After.
Wobei ich zugeben muss, dass ich nicht weiß wie sie es auf dem letzten Fährmannsfest hier in Hannover gespielt haben…
Kann aber auch sein, dass ich als Post-68er etwas geschädigt bin. Von diesen Alternativen und Ökos und Hippies, die einem in ihrer selbstbetrunkenen Beseeltheit bessere Menschen zu sein auf die Nerven gingen. Von ihren Joints bekam ich immer Kopfschmerzen, Hermann Hesse ödete mich an und Batiksachen fand ich schon immer schrecklich.
Tja, und die jetzige junge Generation hört Wilco. Und die klingen streckenweise verdammt gut nach Grateful Dead, wie sie vielleicht heute spielen würden.
Weitere Infos zu dem Foto:
http://nordlichtblog.blogs.com/hirnstromblog/2008/03/scheisse-ausges.html
Da habe ich die Sache mit Michael Jackson noch nicht ganz verwunden, muss ich lesen, dass Willy de Ville mit 55 an Bauchspeicheldrüsenkrebs gestorben ist. Seine Band Mink de Ville gehört seit Anfang der 80er Jahre zum Soundtrack meines Lebens. Richtig berühmt war er glaube ich nie, aber er war oft auf Tour und ich habe nie eine schlechte Kritik über ihn gelesen. Ich wollte auch immer noch mal zu einem seiner Konzerte gehen. Und habe schon wieder zu lange gewartet…
Zum ersten Mal gesehen habe ich ihn 1981 in einer dieser legendären Rockpalast-Nächte. Da wurden kurz vor Mitternacht Konzerte aus der Gruga-Halle im Fernsehen gezeigt und gleichzeitig in Stereo im Radio übertragen. Wir sassen dann meistens mit Freunden zusammen, Kasten Bier, Dose Würstchen, Glas Gurken, Paket Toastbrot, und schlugen uns die Nacht um die Ohren, denn die Konzerte liefen meist bis zum Morgengrauen.
An jenem Abend sass ich aber alleine mit meiner Freundin in unserer ersten gemeinsamen Wohnung. Die wilden 70er Jahre waren vorbei, ich war anscheinend im bürgerlichen Leben angekommen, ging zur Bundeswehr als Zeitsoldat, fuhr einen VW-Käfer und trank deutsche Spätlese.
Kurz nach Mitternacht wurde Mink de Ville angekündigt, in Deutschland kannte ihn noch kein Schwein. Und da stelzte er auf die Bühne, groß, heroinschlank im Look eines spanischen Zuhälters: Goldzahn, Ohrringe, bleistiftdünner Schnurrbart, hochgefettetes langes Haar, Gehrock, Stock und Rüschenhemd. Und er spielte „Spanish Stroll“, seinen größten Hit. Seine Energie war durch die Glotze spürbar und muss im Saal enorm gewesen sein, der tobte und wir waren begeistert. Ein bischen Springsteen, ein bischen Bowie und ein Schuß Dylan, das ganze mit viel Schmalz und schwülem Louisiana-Cajun angerichtet. Dazu rauchte er ständig, trank John Daniels und fluchte. Das war das Ende der 70er Jahre Musik und der Start der 80er, die furios mit Punk, New Wave und NDW starteten um dann mit viel zu viel aha und Spandau Ballet gottlob auch irgendwann wieder zu Ende zu gehen. Willys Look hat Jonny Depp in „Fluch der Karibik“ nachgemacht. Den Bart habe ich Mitte der 90er kopiert, heute trägt ihn Stefan Raab immer noch und die Idee mit dem Gehstock, den ich mir besorgen will, wenn ich Opa werde, die kommt auch von Willy.
Während ich diese Zeilen schreibe laufen zum zigsten Mal seine Songs vom i-Pod: Mixed-up shooked-up girl, Savoir faire, Each Word’s a Beat of my Heart, das völlig verrückte Mazurka … und natürlich Spanish Stroll.
Ich bin der gleichen Meinung wie sein Manager, und das beruhigt mich: Willy de Ville ist von uns gegangen um da oben mit Edith Piaf, Frank Zappa, Stevie Ray Vaughn und Jack Nitzsche (sein erster Produzent) zu trinken und irgendwann zur Gitarre zu greifen…
Ich darf die nächsten Konzerte von Dylan und dem Boss nicht verpassen.
Ich hätte nie gedacht, wie befreiend ein Elektrogerät sein kann. Seit kurzem sind wir Besitzer eines Festplatten-DVD-Rekorders. Mit 160 Gigabyte kann man etwa 40 Hollywoodfilme normaler Länge speichern und gut das Doppelte an Serienfolgen. Longjack hat uns das Gerät zu einem fairen Preis vermacht, weil er auf Sat-TV umgestiegen ist und der dafür erworbene Receiver bereits alles kann, was der Recorder auch konnte; und noch mehr.
Seitdem bin ich vollkommen ruhig und entspannt. Die Angst, ich könnte irgendetwas verpassen ist weg. Wenn wir Freunde besuchen nehme ich einfach alle Serien und Filme des Abends, die mir lohnenswert erscheinen auf. Nachts wenn ich schlafe, nimmt der Sony alle Splatter und Gruselklassiker auf, die eben vorzugsweise zwischen 1 und 5 Uhr morgens laufen. Nie mehr eine Folge von Dr. House verpassen, endlich kann man auch Sonntagsabends wieder etwas unternehmen, wenn normalerweise Tatort läuft. Man kann es ja nach der Heimkehr zeitversetzt schauen. Ein Abend der einen vor Langeweile angähnt? Gibt’s nicht mehr, schauen wir uns doch die letzten fünf Folgen vom „Mentalist“ an, oder endlich die erste Staffel von „Dexter“.
Klar, theoretisch hätte man das auch schon mit dem Videorekorder machen können, aber das wäre ungleich aufwändiger gewesen, ständig Cassette wechseln und so. Das macht keiner.
Nicht dass wir uns wirklich all den Kram anschauen würden, den ich da aufzeichnen lasse. Aber das Gefühl, dass wir es theoretisch könnten, das beruhigt schon ungemein.
Rockfossil Elton John hat sein „Candle in the Wind“ Michael Jackson gewidmet. Und auch U2 widmen ihm einen ihrer Nummern. Ich finde das ranzig. Ixch erinner mich auch so:
Es war vor etwa 26 Jahren als ich zum ersten Mal Michael Jackson hörte. Es war in einer kleinen Wohnung in der hannoverschen Pferdestrasse am Beginenturm. Dort trafen wir uns mit unserer Romméerunde. Damals spielte man noch Rommée, nicht Doppelkopf. Beim Spiel legte Gastgeberin Kerstin „Thriller“ von Michael Jackson auf.
Michael Jackson kannten wir bis dahin nur als kleinen Jungen bei den Jackson Five. Die Scheibe rotierte den ganzen Abend, einige meinten das sei doch „Disco“, und das war damals unter Gymnasiasten und Sozialarbeitern halt noch ein Schimpfwort. Kerstin meinte, das sei die neue Musik.
Heute denke ich sie hatte Recht. Mit Thriller hat Michael Jackson erstmals weiße und schwarze Musik zusammengeführt, das war irgendwie auch das Ende von Motown.
Wenige Tage danach sah ich das „Beat it“-Video und das war dann wirklich nochmal etwas Neues. Bald sahen wir nur noch Musikvideos, „Formel Eins“ mit Ingolf Lück (sic) als Moderator war die beliebteste Videoclip-Show, denn auf MTV und Viva mußten wir noch lange warten.
Die Erstausstrahlung des Thriller-Videos wurde eine Woche vorher angekündigt und fand kurz vor Mitternacht statt, aus Gründen des Jugendschutzes. Natürlich hatte auch ich den ganzen Abend darauf gewartet. Das zweite Album „Bad“ ersehnten wir richtig und es erfüllte auch alle unsere Erwartungen. Musikalisch war es dann aber eigentlich auch gelaufen. Ich wurde dann bald "erwachsen" und musste wieder "richtige" und "ernsthafte" Rockmusik" hören. Ich entschied mich für Prince, den ich nach wie vor für den abwechslungsreicheren Künstler halte (das ist so wie man sich irgendwann zwischen Stones oder Beatles entscheidet).
Aber ich ging nochmal in sein Konzert, ich sah Jacko im Niedersachsenstadion (das hieß damals noch so) wo wir auf den Holzbänken tanzten und sie damit demolierten. Später nochmal im Hamelner Weserstadion, denn da war mittlerweile meine Tochter Lena Fan geworden und ich mußte die Kleine begleiten (das war nicht so schlimm wie zu Simply Red). Den Hits, die noch folgten, entging man zwar nicht aber sie berührten auch nicht mehr so. Bald ärgerte ich mich eigentlich nur noch über seine dämlichen Kapriolen und irgendwann stellte ich die Theorie auf, dass Michael Jackson eigentlich schon tot ist und da nur noch sein Zombie rumläuft…
Aber irgendwie blieb er doch meinem Herzen nahe. Denn ich werde mich erinnern an den Morgen des 25. Juni, als Lucie an mein Bett kam und sagte „Bettina sagt Michael Jackson ist tot“ und ich meinte damit mache man keine Witze…
So wie ich mich daran erinnere, dass ich 1994 beim Iren am Schwarzen Bären vom Tode Rory Gallaghers erfuhr und ein paar kristallklare Tränen in ein tiefschwarzes Bier versenkte. Und so wie ich noch genau weiß, wo ich am 11. September 2001 war.
Ich mache mir Sorgen um die Stones…
Der Playboy bietet ein lebenslanges Abo für 499 Euro an. Da kommt man natürlich schon ins Grübeln. Amortisiert hat sich das nach achteinhalb Jahren. Da ich ja 101 werden will würde ich glatte 2,528,40 Euro sparen. Gut, dass es da diesen Spruch von Balzac gibt, an den ich mich immer halte…
http://nordlichtblog.blogs.com/hirnstromblog/2009/05/lister-blicke-sparen.html
„Halte dir nie ein Landhaus, eine Zeitschrift oder eine Geliebte, es wird immer irgendeinen Trottel geben, der dies für dich erledigt.“ Nach diesem Ausspruch Balzacs lebe ich noch heute, einzige Ausnahme ist das Spiegelabo. So wies ich neulich unseren Nachbarn Stefan darauf hin, dass seine Außenleuchte am Haus defekt sei.
„Danke, aber woher weißt du?“
Ich erklärte ihm, dass wir ja an unserem Haus bewußt keinen Bewegungsmelder hätten, weil wir seinen mitbenutzen. Immer wenn wir uns unserer Haustür nähern, geht das Außenlicht unserer beiden Nachbarn zur Linken und zur Rechten an und beleuchtet unseren Eingang mit.
Ich bin ja nur froh, dass beide nicht so belesen sind und Balzac kennen!
Nach 25 Jahren ist die Energiesparleuchte aus meiner Schreibtischlampe kaputt gegangen. Damals gehörte ich noch zu den heavy-early-usern (heute: late-adopter), meint, dass ich allen möglichen neuen technischen Schnickschnack auch sofort brauchte. Also kaufte ich eine der ersten dieser neuen Energiesparleuchten für ein Heidengeld. Das Ding ist so groß wie eine Heinz-Kinderketchupflasche und obendrein schwer. Es passte in keine unserer damals existenten Lampen, außer in die Schreibtischlampe. Dort blieb sie und versah zweieinhalb Dekaden ihren Dienst. Jetzt ist sie hin und ich muss demnächst einen Entsorgungstransport nach Gorleben oder in die Asse organisieren.
Auch Namen bleiben nicht was sie sind. Als ich in einem fernen Jahrzehnt des letzten Jahrhunderts die Grundschule besuchte, gab es keinen Zweiten mit dem Vornamen Thorsten. Ich beneidete die Stefanies, Michaels und Christinas kaum, waren doch Nachname oder Zusätze erforderlich, wenn man Berichten über diese folgen wollte: "Meinst du jetzt die Pferde-Jutta (weil sie so ein Pferdegesicht hatte) oder Krücken-Gerda (sie hatte Kinderlähmung).
Mein Name ist von markiger Bedeutung (Hammer des Gottes Thor) und schwierig zu verunglimpfen. Bis meine Frau kam: Wie peinlich immer noch, wenn sie mich durchs ganze Kaufhaus „Thorte“ ruft. Meine Mutter schätze den Namen, weil sie ihn aus einem Roman hatte und der letzte Vokal so schön mit tadelndem Nachdruck zu versehen war (Thorstäään). Dass ich keinerlei berühmte Namensvetter habe wie mein Kumpel Boris, damit konnte ich immer gut leben.
In der vorletzten Dekade des vergangenen Jahrhunderts fiel mir zunächst nicht auf, dass sich im Schatten Kevins mein Name zu einem der beliebtesten für Neugeborene aufschwang. Heute begegne ich überall Torstens (selbst unser Bürovermieter ist einer) und die einzige Möglichkeit sich zu einigermaßen Exklusivität hochzuschwingen ist der Hinweis auf das Binnen-H. Wie lange noch?
Ich hatte mich ja noch nicht von dem Schock erholt, dass Onkel Dittmeyer („schmeckt, wie frisch gepresst“) von uns gegangen ist, da kommt der nächste Hammer: In der geliebten Capri-Sonne sind 6,5 Stück Zucker und nur 8 Prozent Frucht. Der Rest sind Aromen. So ein Saftladen!
Die Werbung für Sachsen-Anhalt als Reiseziel und Wirtschaftsstandort – „Sachsen-Anhalt, wir stehen früher auf!“ - wird jetzt durch ein sogenanntes Sound-Logo unterstützt. Die Melodie-Sequenz wurde im Rahmen eines von der Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt mbH (IMG) betreuten Projektes durch den Magdeburger Musiker Ronald Hensel entwickelt und vertont das Motto der Kampagne "Sachsen-Anhalt. Wir stehen früher auf." Die Melodie greift die Halleluja-Sequenz aus Händels Messiah auf. Mit Instrumentalmusik und Chorgesang soll die Melodie positive Assoziationen zu Sachsen-Anhalt wecken.
Also eigentlich mögen wir ja Länder lieber, in denen man länger schlafen kann. Was das frühe Aufstehen aber eigentlich mit Sachsen-Anhalt zu tun hat, das erschließt sich uns auch nicht so richtig. Auch unser neuer Praktikant aus Halberstadt konnte uns das nicht erklären. Er war im Gegenteil ganz angetan davon, dass außer Montags unsere Agentur immer erst um 9 Uhr mit Arbeiten beginnt.
Aber es ist halt auch so eine Sache mit den Länderslogans. „MV tut gut“. – Naja, das tut wenigstens keinem weh. So wie der von NRW: „Zusammen. Stark.“ – Was für eine Grammatik?! –
„Immer eine gute Idee. Niedersachsen.“ klar, darüber kann man streiten. Ist aber immer noch besser als Thüringen: „Deutschlands starke Mitte“. Wieso muss ich immer an „ab durch die Mitte“ denken?
Brandenburg: „Offen für Gründer…,… Idee und Perspektiven…Entdecker.“
Noch was?
Saarland:“Schön, dass du da bist“ – Wer jetzt? Saarland oder ich??
Bedenklich finde ich ja Rheinland-Pfalz: „Wir machens einfach“. Was jetzt? Machen die Kompliziertes einfach oder machen die einfach drauflos. Ohne Nachzudenken.
Etwas Wahres dran ist ja am Hessen-Slogan: „An Hessen führt kein Weg vorbei.“ – Stimmt, wenn man von Süden nach Norden fährt (andersrum macht ja keinen Sinn), dann muss man zwangsläufig bei denen vorbei, oder durch.
Naja, und dann eben noch: „Wir können alles. Außer Hochdeutsch“. Dazu ist eigentlich schon alles gesagt.
Ich geh nochmal zu den Sachsen-Anhaltinern und höre mir Hallelujah an: http://www.sachsen-anhalt-tourismus.de/
eine holländische Internetseite die einfach Spaß macht:
Einfach auf http://producten.hema.nl/ klicken, einen Moment warten und genießen.
Derzeit zwitschern es alle Vögel von den Dächern: Irgendwie muss man/frau auch bei Twitter sein. Wir ja auch, wir testen das beruflich und privat bei twitter, bleeper und frazr.com, das sind die deutschen Ableger. Das tut nicht weh, man erfährt, dass jemand zum Essen geht, wie die Pizza schmeckt und das Wetter in Castrop-Rauxel ist. Aber nützen tut es eigentlich auch nichts. Vielleicht wäre es besser, wenn ich jemandem followen würde. Aber wem? – "Hast Du eigentlich einen Facebook-Account" kommen jetzt die Fragen (auf Englisch und Französisch natürlich). Nein, denn wir wollen nicht international ins Geschäft kommen. Oje, ist das denn auch wirklich die richtige Haltung?
Klar, bei Xing sind wir, privat, beruflich und als Community. Zwei Blogs betreibe ich auch noch. Gottseidank wird da nicht mehr so viel gepostet, weil die jetzt ja alle bei Twitter sind.
Habe ich was vergessen?
Achja: Brauchen wir auch noch Accounts in "meinvz", nachdem wir die StudiVZ-Phase schon längst hinter uns haben oder sollen wir die Studi-Fraktion lieber in sich selbst belassen und gleich zu Wer-kennt-wen? Zum Recherchieren und zwanglosen Abfragen von Meinungen zu bestimmten Themen kann das bei Journalisten vermutlich auch nicht schaden. Achja, sämtliche Feedreader habe ich wieder abgestellt, die sind eine Katastrophe für die Lebensqualität.
Manchmal wennn ich abends den Laptop zu und das Buch aufklappe frage ich mich: Sind das nicht alles nur Zeitfresser? Halt, da kommt eine E-Mail aufs Handy…
Es gibt Dinge, die liegen in der Luft, sie fliegen einem einfach zu oder diktieren sich in die Tastatur. Ich sage nur: „Office Manager“.
Von einem Kollegen hörte ich neulich, dass seine Firma ein Seminar für Office Manager anbiete. Ich ahnte es ja schon, aber dort ist es so, dass die Sekretärinnen, die ja seit Mitte der Neunziger „Assistentin“ heißen, jetzt „Office Manager“ genannt werden sollen. Heute nun lese ich es in unserer altväterlichen Hannoverschen Allgmeinen oben links in der Ecke, wo immer Alltäglichkeiten aufs Korn genommen werden. Der Autor mokiert sich unter anderem über den Begriff „Office Manager“.
Als ich Mitte der Neunziger in einen deutschen Konzern eincheckte, wurden dort gerade die Sekretärinnen in „Teamassistentinnen“ umbenannt. Das sollte ihre Bedeutung aufwerten. Wozu das gut sein sollte hat sich mir nie erschlossen. Ich allerdings wußte die Arbeit einer Sekretärin auch schon immer zu schätzen. Problematisch war, dass gleichzeitig die Globalisierung und Internationalisierung der Unternehmen begann. Und im Englischen hat „assistent“ eine vom Deutschen abweichende Bedeutung, ähnlich wie „senior“. Ein Assistent kann dort eine der wichtigsten Personen im Unternehmen sein, je nachdem welchen Zusatz man ihm gibt. Wir kennen das auch vom „Vorstandsassi“, der zwar die Tasche vom Chef trägt, aber dennoch sehr wichtige Arbeiten erledigt.
Die richtigen Chefsekretärinnen, diese Bulldoggen im Vorzimmer, haben übrigens nie den Begriff „Teamassistent“ angenommen. Es wäre auch unter ihrer Würde, sich für das Team zuständig zu fühlen, sie managen „ihren“ Chef. (Nur mal so zum Nachdenken: Die Chefsekretärin in jenem Konzern hat mehr verdient als ein Abteilungsleiter…)
Nun ist der Assistent also verschlissen und der Office Manager muss her. Schaun mer mal wie es ihm ergeht.
Mein Lieblingsjob ist übrigens der „Payroll-Manager“, der von einem deutschen mittelständischen Unternehmen der Unterhaltungsbranche gesucht wird.
Den 50. Geburtstag von Barbie am 9. März haben wir ja bereits gebührend erwähnt. Der 30. Geburtstag der Grünen am letzten Dienstag ist relativ ruhig vor sich gegangen. Bevor wir nun in der nächsten Woche am Dienstag den 20. Jahrestag des Exxon Valdez-Unglücks begehen, feiern wir noch schnell den 40. Geburtstag des Spoilers. Und leider muss ich zugeben, dass ich dazu auch etwas beizutragen habe.
1969 montierte Colin Chapman, Chef von Lotus und Vordenker der Formel 1, erstmals Spoiler an einem Rennwagen. Von da an gab es eine Spoileritis in Deutschland, harmlose Personenwagen trugen plötzlich so eine Schürze, rechts und links neben dem Nummernschild prominent darauf platziert auf dem Frontspoiler der Schriftzug „Turbo“- in Spiegelschrift. Damit langsam dahinzuckelnde Verkehrsteilnehmer gleich wussten, wer sich da drohend im Rückspiegel breit macht.
Ich hatte einen weißen Golf 1 LS mit 75 PS, in weiß, mit Spoiler und Radkappen in Wagenfarbe. Mit dem Ding fegte ich die ganzen Familienkutschen von der Landstrasse. Drei Monate prozessierte ich gegen die Polizei, die mir unterstellen wollten, den Spoiler nicht in den Wagenpapiere eingetragen zu haben, dabei hatte ich eine allgemeine ABE, eine vom TÜV abgenommene Allgemeine Betriebserlaubnis, die mir der Hersteller zuschickte. Ich gewann.
Und ich weiß nicht wie oft ich mit Glasfasermatte und Kunstharz am Spachteln war, weil meine Freundin mal wieder den Bordstein geküßt hatte. Vernünftig fahren konnte man mit so einem Spoiler nicht, jede Bodenerhebung führte zu Problemen. Aber: Mit so einem Spoiler hatte man Girls, war der Star.
Drei Jahre fuhr ich den weißen Golf, dann kam meine Freundin mit unserer kleinen Tochter in einen Auffahrunfall, der Golf war vorne und hinten eingeknautscht, der Spoiler hing in Fetzen von der Front. Die Versicherung zahlte gut und den Haufen Schrott verkaufte ich noch gewinnbringend an Bastler. Das trocknete dann auch meine Tränen, die ich hinter dem Auto herweinte. Achja, den beiden Mädels war nichts passiert.
So bekam ich aber dann auch den Niedergang des Spoilers nicht mehr mit, denn Ende der Achtziger hängte man ihm das Prolo-Etikett um und man fand ihn nur noch am Opel Manta, der ja von einer ganz speziellen Klientel gefahren wurde…
Mehr zu meinen Autos: http://nordlichtblog.blogs.com/hirnstromblog/2008/08/meine-autos-5.html
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Innerhalb von 12 Stunden vier Hiobsbotschaften: Gestern Abend bei Dr. House mußten wir hören, dass die fiese Amber (die weibliche House) bei einem Busunglück ums Leben kam und Wilson deshalb die Klinik und House verläßt: „Ich weiß nicht ob wir jemals Freunde waren.“ – Was für ein Abgang!
Und in der siebten Staffel von „Monk“ ist sein Psychiater gestorben. Tatsächlich starb der Schauspieler, man konnte es im Abspann lesen. Der Neue, ist das wirklich Billy Chrystal?
Und heute Morgen höre ich dass Ruth Drexel, die Mutter vom Bullen von Tölz, schon unter der Erde liegt.
Nach der Doppelkopfrunde gestern Abend brauchte ich noch ein paar zappelnde Bilder. Irgendwann machte ich zum Lüften die Terrassentür auf und da war es wieder. Fast so schlimm wie die verschiedenen Stimmen aus dem russischen Horrorfilm, den ich gerade geschaut hatte. Unsere Nachbarn Püppi und Schatz hatten sich wieder beim Wickel. Und ich muss sagen, der Ton wird rüder: "Der Doktor hat ja gesagt, dass es so enden würde mit dir!" - "Du Sau!" - "Halts Maul!" - "Halts Maul, halts Maul, mehr fällt dir wohl nicht ein? Du Sau!"
"Jetzt ist endgültig Schluss damit! Die Mikrofone, die Du in meiner Wohnung versteckt haben. Ich weiß, dass die mich abhören.“ „Deine Wohnung, ich halte das nicht mehr aus!", rief Schatz durch die Nacht.
Unsere Nachbarn von gegenüber leiden also nicht nur an Exhibitionistischen Neigungen (warum brüllen sie sich sonst immer bei offenem Fenster an?) sondern jetzt auch noch an lehrbuchmäßiger Paranoia.
Was, wenn die beiden sich morgen mit ihrem Zwilling-Küchenmesser auflauern? Der Mikrofone wegen? Wenn sie sich etwas antut? Was tun?
Nachdenklich schlurfte ich zurück ins Wohnzimmer zu dem russischen Horrorstreifen.
Mehr zu Püppi und Schatz: http://nordlichtblog.blogs.com/hirnstromblog/2008/10/pppi-und-schatz.html