Ja, wir waren bei der Trauerfeier für Robert Enke in „unserem“ Niedersachsenstadion, das ja eigentlich AWD-Arena heißen soll. Und ich bin froh drum, als der Sarg herausgetragen wurde, habe ich auch ein paar Tränen verloren. Und heute habe ich extra die Bank gewechselt, die letzten beiden Ziffern meines Bankkontos sind jetzt 9 und 6.
Es gibt aber am Rande ein paar kulturhistorische Dinge, die mir aufgefallen sind und die ich hier keinem ersparen will:
Es ist noch gar nicht allzu lange her, da wurden Selbstmörder geächtet. Sie verhöhnten Gott, postulierte der Klerus. In monotheistischen Religionen stehe es nur Gott zu, Leben zu geben und Leben zu nehmen; das waren die Glaubenssätze. Im Judentum war es bis ins 20. Jahrhundert so, dass Selbstmörder nach ihrem Tod auf dem Friedhof in einem Eck begraben wurden. Selbstmörder waren nicht viel besser als Schwerverbrecher. Katholiken, die ihrem Leben ein Ende gesetzt hatten, wurde nicht selten ein Begräbnis auf Friedhöfen verwehrt. Die betroffene Familie war stigmatisiert, oftmals auch noch die folgende Generation. Das ist wohl vorbei, die evangelische Bischöfin sprach in der Marktkirche, ein katholischer Pfarrer im Stadion!
Ausgerechnet die bürgerliche FAZ und die taz haben sich auf die Seite der Lokführerfraktion geschmissen, essigesichtern also gemeinsam gegen die Trauernden.
Der Zwanziger kann verdammt gut und frei reden.
Dass unser MP gut reden kann, wußten wir schon, aber gestern? – Chapeau!
Im Stadion habe ich festgestellt: die Leute sind beim Vaterunser genausowenig textsicher wie bei „96 alte Liebe“.
REM geht immer, auch auf dem Friedhof.
Ein schlichter Holzsarg ist viel schöner als das Gedöns was man sonst so sieht.
45.000 Menschen können verdammt kultiviert und leise sein.
Polizistinnen in Uniform mit Trauerarmbinde sehen hinreißend aus
To be continued…
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