Mein Lieblingsfrisör, der doc und ich sassen beisammen bei einer Tüte Spekulatius und einem Glühwein.
Wth: „Ist der Weihnachtsbaum eigentlich noch zeitgemäß.“
Mlf: „Absolut.“
„Aber er ist doch ein heidnisches Symbol.“
Mlf: „Das weiß doch heute kaum noch jemand. Das Bürgertum hat ihn erst im 19. Jhrdt. Für sich entdeckt, da wurde auch das Weihnachtsbaumzubehör erfunden. Handwerker hatten den Baum schon seit dem 16. Jahrhundert mit Naschwerk behängt, die Kinder durften ihn plündern, es war also eher ein Gabenbaum. In der Kirche hat sich der Baum erst gegen Ende des 19. Jahhunderts durchgesetzt. Übrigens eher im Norden als im Süden, weil es in Süddeutschland die Krippen als Konkurrenzprodukt gab.“
wth: „Wir haben seit zwei Jahren beides, Baum und Krippe. Was ist denn dieses Jahr an Bäumen angesagt. Wir haben eine zwei Meter hohe Blautanne, die mit durchsichtigen Kugeln und Süßigkeiten behängt wird.“
Doc schaute mich mitleidig an: „Da seid ihr ja so gar nicht mainstream, aber auch nicht richtig in. Ihr solltet wenigstens noch schwarzes Lametta dazuhängen. Das ist nämlich angesagt. In den letzten Jahren galt bunt und lila als schick, dieses Jahr schwappt die Kleidermode rüber und man nimmt schwarz. Der Weihnachtsbnaum ist dieses Jahr das Symbol der Bürgerlichkeit. Dabei liegt das Bürgerliche eher im Schmuck als im Baum: kein bunter Kitsch.“
„Symbol der Bürgerlichkeit?“
Mlf: „Alles was verschwindet, steigt im Wert“, grinste er breit.
„Welcher Baumtyp ist also egal?“
mlf: „Das muss man praktisch sehen, wer wie ihr, den Baum seit dem 1. Advent stehen hat, der sollte zur Edeltanne greifen, die halten bis zum 24. durch. Ansonsten ist eine Kiefer aber auch durchaus angesagt, weil dicht, schön grün und preiswert: Die Preise für Bäume liegen 15 Prozent höher als im letzten Jahr…“
Damit entschwand er in Richtung seines Ladens und ich blieb mit der Frage zurück: Woher bekomme ich schwarzes Lametta?
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