Diese Geschichte stammt aus einer Zeit, in der „Nudeln“ noch nicht „Pasta“ hießen und man noch „Guten Tag“ statt „Hallo“ sagte…
Alles fing damit an, dass wir irgendeinen Samstagnachmittag beisammen sassen und uns ein buntes Folterprogramm für neu hinzugekommene Internatsschüler ausarbeiten wollten. Ich hatte Kopfschmerzen weil wir am Vortrag zuviel gebechert hatten, Andreas bot mir ein Konterbier an, aber einer meiner Grundsätze war: Kein Alkohol in den heiligen Hallen des NIG. Edwin wollte eigentlich ins Schwimmbad und „den Frauen ein bisschen auf die Hupen gucken“. Eddi und ich gingen dann schließlich ins Schwimmbad und als wir am Abend zurückkamen ging es uns besser: Eddi hatte reichlich Hupen gehabt und kam außerdem seiner Freundin Venus in der Umkleidekabine an die Wäsche, ich hatte derweil mein Konterbier getrunken. Andreas sass mit einer Flasche Jägermeister auf dem Bett. "Wieso denn jetzt schon das harte Zeug?", fragte ich. "Badehose vergessen", meinte er, aber er war fleißig gewesen: "Der vorläufige Ablauf steht: Zuerst duschen wir sie mit dem Kaltwasserschlauch, danach bekommt jeder eine Flasche Eierlikör auf Ex durch den Trichter. Dann darf jeder mal mit Edding auf ihm unterschreiben, und für den Rest des Abends setzen wir sie in den Mülleimer. Habt ihr noch Vorschläge?"
Das mit dem Eierlikör mussten wir vergessen, unser Erzieher und Physiklehrer JK duldete unser Tun zwar schweigend, wollte aber keine Drogen im Spiel haben. Das endgültige Programm sah dann doch etwas anders aus.
Wir setzten ein Fanal mit Till. Gegen Mitternacht schlichen wir uns zu fünft in sein Zimmer, sein Zimmerkamerad wurde kurzerhand geknebelt, damit er nicht eingreifen konnte. Till wurde zu viert festgehalten, dann zogen wir ihn nackt aus und bekleideten ihn allein mit einer schwarzen Netzstrumpfhose. Derart geteert und gefedert trugen wir ihn quer durch das Haus in den Keller, dort gab es noch einen uralten Waschraum mit KZ-Ambiente (etwa so wie in „Saw“) und funktionsfähigen Badewannen, allerdings ausschließlich kaltes Wasser. Wir hatten mit verschiedenen Badeingredienzen experimentiert und waren zu dem Schluß gekommen, dass eine Literflasche Lenor Frühlingswiese und eine Tüte Wäschestärke das beste Ergebnis brächten. In diese Mischung wurde Till getunkt, Eddi drückte ihn unter Wasser und ließ ihm nur soviel Luft wie unbedingt nötig. Andre Finkmüller, der Gitarrist unserer Internatsband Rara Avis (seltener Vogel) spielte dazu auf seiner Gitarre eine traurige Weise und schüttelte sein langes, blondes Haar, mit dem er aussah wie der conterspastische kleine Bruder von Jonny Winter. Till schlug sich tapfer, wir alle trugen kleine Blessuren davon, aber letztlich hatte er keine Chance. Ich fotografierte die Untat, heute würde man es mit dem Handy filmen. Tags darauf kursierten dann die Fotos im Mädchenhaus. Wegen seines schlanken Gemächts, das man durch die Netzstrumpfhose ahnen konnte, hatte Till fortan den Spitznamen „Krokette“. Dafür haßte er uns.
In den folgenden Wochen kamen reihum mehrere der Neuen dran. Einige versuchten sich freizukaufen, aber da waren wir nicht korrumpierbar. Es lief immer ähnlich ab, etwa so: Wir setzten uns neben den kleinen Knut, einen Ostfriesen und ich meinte zu ihm „heute wird gebadet“, während Eddi neben mir vernehmlich in die Netzstrumpfhose schnäuzte. Knut wurde kreidebleich und das Essen fiel ihm aus dem Gesicht, mittlerweile kursierten nämlich die finstersten Geschichten über unsere Baderituale. Als wir ihn nachts abholten sass er wimmernd auf seinem Bett. Es war lästig mit ihm, die Netzstrumpfhose rutschte ständig und der Kleine schrie wie am Spieß:“Ihr seid gemeine, fiese Sadisten.“ Tatsächlich hatte ich zwar Andi im Verdacht, dass ihm dabei einer abging, aber das war denn doch zu viel: Eddi stopfte den Kleinen nach dem Bad in einen Papierkorb und zog ihn in einem Klassenraum am Landkartenständer hoch. Am nächsten Morgen befreite ihn die Putzfrau.- Diese Episode hatte leider ein Nachspiel, u.a. bekamen wir die Auflage, die unteren 7. und 8. Klassen mit unseren Initiationsriten zu verschonen.
Einen Höhepunkt erlebte die Sache noch einmal, als es uns gelang, ein Mädchen zu baden. Wir hatten lange mit den Erziehern verhandelt und mussten versprechen, dass wir sie nicht ausziehen. So passten wir sie nach dem Abendessen ab, schleiften Sie in die Katakomben und badeten sie in voller Montur, nach anfänglichem Schrecken verfiel sie in einen Dauerlachanfall. Nach dem Bad wickelte Eddi sie in seinen Bademantel und trug sie rüber ins Mädchenhaus.
Da wir keine Kleinen mehr foltern durften, wurde uns bald langweilig und wir fingen an, uns gegenseitig zu baden. Andi legte nach dem Bad eine Tanzeinlage ein, die sich am Rande der Epilepsie bewegte und schleuderte eine Metalldose Ata-Putzpulver hinter mir her, die mir sicherlich den Kopf gespalten hätte, wäre sie nicht durch eine splitternde Glastür aufgehalten worden. Leider zahlte unsere Haftpflichtversicherung nicht dafür. Eddi wehrte sich nicht, er schien das ganze zu genießen und forderte mich im Bad auf, ihn „abzulenoren“, der Lüstling:
Drei Nächte brauchten meine Mittäter, bis sie mich im baufälligen Turm aufspürten, wo ich mich neben Tausenden von Fliegenleichen versteckte (ich hatte ja einen Nachschlüssel). Bei meiner Hinrichtung riss die Netzstrumpfhose, außerdem schlossen mich die anderen in der Badekabine ein. Ich brauchte eine halbe Stunde bis ich die Tür aufgebrochen hatte. Dann schlich ich mich, über und über mit der schleimigen Lenor-Stärke-Schicht bedeckt, die Treppen hinauf, stolperte, rutschte aus, fror erbärmlich und fühlte mich entsetzlich gedemütigt.
Bald darauf fielen die Baderäume Renovierungsarbeiten zum Opfer. Ich hörte, dass nachfolgende Schülergenerationen immer wieder versuchten, die Badefolter wiederaufleben zu lassen.
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