Nächstes Jahr feiert der Walkman seinen 40. Geburtstag: Die Revolution in den Straßen begann am 1. Juli 1979. An diesem Tag wurde ein Gerät mit dem sperrigen Namen TPS-L2 präsentiert: ein violett-blaues, 390 Gramm schweres und nahezu backsteingroßes Stück Plastik. Der erste Walkman von Sony.
Es war die Geburt einer neuen Kultur Ihr Kennzeichen ist nach wie vor die Dreistigkeit des städtischen Nomaden, sein Privatleben, also das Musikhören, in die Öffentlichkeit zu verlegen und dabei ein für manche provozierend gleichgültiges Gesicht aufzusetzen. Erstmals war es mit den Kopfhörern auf den Ohren möglich, quasi an zwei Orten gleichzeitig zu sein und die routinierte Langeweile des Alltags auszublenden: Einerseits Musikhören, andererseits Joggen gehen, Einkäufe erledigen oder auf den Bus warten.
Das ganze hatte auch Nachteile: Einer Studie des Umweltbundesamtes von 1995 zufolge wurde "jeder vierte Teen und Twen" in Deutschland durch das Walkman-Hören "nachweislich hörgeschädigt". Ich selber kann das bestätigen, die diversen Konzerte, bei denen man möglichst dicht an der Bühne und den Lautsprechertürmen stand, haben den Ohren dann den Rest gegeben.
Viele sahen in der tragbaren Musikanlage trotzdem ein Gerät für Einzelgänger und Asoziale. Deshalb warf Sony flugs Ohrenstöpsel auf den Markt, um die Größe der Kopfhörer und somit die Aufmerksamkeit der Passanten zu verringern.
Heute ist die "Walkmania" längst vorbei. Wenngleich auf den Straßen so viele mit Ohrstöpseln bewehrte Menschen zu sehen sind wie noch nie. Seit 2001 stecken die Stöpsel eines anderen Gerätes in aller Ohren: Der handliche iPod von Apple ist so erfolgreich, das selbst Sony-Präsident Ryoji Chubachi zugeben musste, dass man sich in der Entwicklung des Walkman "verkalkuliert" habe. Man hatte den iPod schlicht unterschätzt und zu spät mit eigenen Ideen reagiert. In Bussen und Stadtbahnen sehe ich oft mehr Leute mit Ohrstöpseln als ohne. Und interessant ist auch, dass sich heute niemand mehr scheut auch große Kopfhörer in der Öffentlichkeit zu tragen. Ich jedenfalls bin gespannt auf zukünftige Unfallstatistiken und die Entwicklung der Hörgeräteindustrie. Ich selber hatte wohl um die fünf Walkmen im Gebrauch, darunter auch ein Luxusgerät mit Aufnahmefunktion, mit dem ich mich als rasender Radioreporter versucht habe. Das Foto zeigt meinen letzten Walkman.
Nein, es bedeutet nicht das Ende der Audiokassette in unserem Hause, denn wir haben noch ein Tapedeck und noch rund 300 Kassetten, dei wir uns auch noch manchmal anhören. Nur der Walkman wird genauseowenig genutzt, wie der tragbare CD-Player, den es auch noch gibt.
Der Walkman soll fünf Euro kosten inkl. Ohrhörer.
Kommentiert von: wth40plus | Montag, 21. Januar 2008 um 16:16 Uhr
Beim Abgang deines VHS-Rekorders im Dezember hast du ja darüber gesprochen, dass du noch ein Tapedeck hast. Bedeutet dieser Verkauf jetzt das Ende der Audio-Kassette im Hause Windus-Dörr?
Kommentiert von: kieke | Freitag, 18. Januar 2008 um 12:02 Uhr
Was soll denn der Walkman kosten?
Kommentiert von: h2O | Freitag, 18. Januar 2008 um 11:58 Uhr
Das ist mirt allerdings auch schon aufgefallen: Leute haben überhaupt keine ästhetischen Bedenken, mit riesigen Kopfhörern, die man normalerweise nur daheim benutzt, durch die Strassen zu laufen. Gar nicht daran denken mag ich allerdings, wie stark die dinger von der außenwelt abschirmen mögen und wie gefährlich das werden kann.
Kommentiert von: E.f. Dräcker | Donnerstag, 17. Januar 2008 um 15:21 Uhr