Ich sass wieder in der Stadtbahn als am Steintor mein früherer Philosophiekommilitone R Stange zustieg. Gerade wollte ich noch mein Gesicht hinter der taz verbergen, da hatte er mich schon entdeckt:
„Habe dich am Samstag bei Saturn gesehen...“
„Jaja, ich wollte mir eine Taschenlampe kaufen. Dort gibt es gerade die großen Maglites im Sonderangebot, du weißt schon...“
Stange ließ mich nicht ausreden. Taschenlampe, dieser Begriff löste bei ihm wieder den philosophischen Dialog aus: „Taschenlampe. Und was suchst du damit? Ehrliche Erhellung? Oder endliche Erleuchtung? Oder einfach nur einen hellen Schein auf das, was sonst nur im Dunkeln liegt?“
„Also eigentlich wollte ich die ins Auto...“
„Schein und Sein, das ewige Gegeneinander von Illusion und Realität. Von Eingebildetem und Abgebildetem, lassen vor allem die Linken dieser Nation, welchen ich früher auch einmal angehörte...“
Jetzt war es an mir zu unterbrechen: „Komm her Stange, du warst doch nie politisch, deine Kritik ist rein (an)ästhetisch...“
„...welchen ich früher auch einmal angehörte, in einem fahlen, zweifelhaften Licht dastehen. Im Licht einer Strassenlampe in Ost-Berlin.“
Ich muß dann eingedöst sein, so ging es mir im Studium mit seinen Referaten auch immer. Kurz vor MHH bekam ich noch mit: „...Leben für die Batterie. Ein Batterie-Leben lang.“
Er mußte irgendwie tatsächlich den Bogen zur Taschenlampe bekommen haben.
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