Letzte Woche konnte ich mir auf i-Tunes ein Musikstück herunterladen, nach dem ich schon lange gesucht hatte. Die Beatles haben endlich einen Rechtsstreit mit Apple um den Firmennamen beigelegt (Plattenfirma der Beatles heißt Apple-Records) und so bekommt man demnächst auch die Beatles-Songs auf i-Tunes. Vorab kommen schon mal die Solowerke der Jungs. Ich lud also „My Sweet Lord“ von George Harrison herunter, die Originalversion von 1971. An sich nichts besonderes, aber es handelt sich um meine erste Schallplatte, die ich besass. Als ich Teen war, in den Siebzigern, waren Leute mit Platten noch ganz normale Menschen. Wie meine Eltern. Die hatten einen riesigen Plattenspieler und einen Haufen Platten, die ich alle nicht anfassen durfte. Ich konnte die Cover mit den vielen bunten Bildern nur heimlich bestaunen. Musik hören war etwas fest ritualisiertes. Nur Erwachsene durften die schwarz schimmernden Vinylscheiben aus ihren Hüllen nehmen, sie - nur den Rand berührend! - auf den Plattenteller legen und vorsichtig den Arm mit der Diamantnadel darauf setzen.
Ich hatte mit zwölf Jahren einen tragbaren Plattenspieler mit einemLautsprecher im Deckel geerbt und mir dazu ein paar Singles gekauft. Das waren kleine schwarze Scheiben mit Rillen und einem Loch in der Mitte. Es waren meist zwei Songs drauf, eine A- und eine B-Seite. Die B-Seite von „My Sweet Lord“ war das acht Minuten lange „Isn’t it a pity“, wohl die längste B-Seite, die jemals existierte. So eine Single kostete damals fünf Mark, was ein Heidengeld war. Man besass als Jugendlicher höchstens zehn oder fünfzehn Singles, die dann intensiv, also immer wieder, gehört wurden, und man schleppte sie überall hin. Mit der Platte war ich der Held und wurde häufig zu Feten eingeladen („aber bring deine Singles mit“). So schwoften wir zu „My sweet Lord“ und „Isn’t it a pity“. Schwofen hieß, dass Junge und Mädchen sich eng umschlungen langsam immerzu im Kreise drehte, dabei konnte man die Mädchen gut befingern und sie konnten sich kaum wehren. Bei dem Song erlebte ich dann auch meinen ersten Kuß, mit der rothaarigen Uschi. Fand ich damals hauptsächlich nass und erst etwas später (nach Uschi) Gefallen dran.
Später kamen dann die ersten LPs dazu und mit 20 hatte ich eine gewaltige Plattensammlung und eine entsprechend hochwertige HiFi-Anlage mit einem nass abspielenden Plattenspieler mit Direktantrieb (das war damals schon was).
Von den Singles habe ich mich in den Achtzigern getrennt, als das Tape-Deck klanglich akzeptabel wurde. Vor etwa vier Jahren verkaufte ich meine LP-Sammlung und zwei Plattenspieler. Nicht dass ich das bedauern würde, CDs und i-Pod sind viel bequemer. Aber eben auch viel weniger haptisch als eine solche Plattensammlung.
Hallo Internatsbengel,
das mit dem Musikgeschmack freut mich außerordentlich. Wenn Sie/du Kontakt aufnehmen wollen, würde es mich freuen: [email protected]
Witzig ist, dass es kaum zwei Wochen her ist, dass ich mir "School Days" von Stanley Clarke auf eminen i-Pod geladen habe und den Song in den letzten Tagen öfter gehört habe.
Bis neulich
wth
Kommentiert von: wth40plus | Freitag, 01. Februar 2008 um 16:09 Uhr
Hörte mal in der Wache des NIG
Stanley Clarke. Was von Ihnen mit den Worten : " Ey geil. Stanley Clarke " honoriert wurde ;) Das legte den Grundstein für einen exclusiven Musikgeschmack jenseits des Hauptstroms.
Kommentiert von: Internatsbengel | Freitag, 01. Februar 2008 um 13:45 Uhr
"Molina" ist einer dieser Songs, die einen starken Anfang und Schluß haben und dazwischen abgehen wie die Post. Wenn du CCR-Fan bist, hör doch mal in "Revival" von John Fogerty rein, er hat nach 30 Jahren eine echte neue CCR-Scheibe gemacht. Erstaunlich!
Kommentiert von: wth40plus | Montag, 29. Oktober 2007 um 09:35 Uhr
Meine erste Single war "Molina" von Creedence Clearwater Revival. Die erste LP war das Blaue Album der Beatles (das habe ich noch).
Kommentiert von: kieke | Freitag, 26. Oktober 2007 um 16:03 Uhr
meine singles und schallplatten fristen nebst plattenspieler ein leben in der warteschleife hinter meinem sofa.
meine erste single - ELO/The way life's meant to be - hat sich meine kleine schwester bezeiten unter den nagel gerissen. auch alle schlager-schlagen-ein-platten meiner eltern.
es gibt nicht viele momente in denen man diese alten scheiben hören kann. aber in großer runde die schlimmen cover rumreichen "guck mal diese frisuuuur!" und immer neue songs anspielen - das kann kein iPod bieten...
Kommentiert von: 1971? da war ich gerade geboren... | Freitag, 26. Oktober 2007 um 15:22 Uhr