Es ist neun Uhr abends. Über dem Land liegt die sanfte Stille des Schlafes. Doch nicht über dem ganzen Land. Irgendwo räkeln sich zwei Pyjama-Helden im Doppelbett und kichern und prusten. Sie sind in Fingerschnipslaune, auf einem briefmarkengroßen Fernseher schauen sie sich einen billigen, alten Western an, in dem Männer noch Männer und Sätze noch Sätze sind: "Macht die Herde fertig, in 15 Minuten reiten wir weiter!", raunzt im Film ein frisch rasierter Vormann seine verschlafenen Kuhtreiber an. Und schon gackert Bettina so heftig los, dass meine sämtlichen Erdnussflips zwischen die Kissen pladdern, aber ich bin ja nie korinthig: "Wie macht man eigentlich eine Herde fertig?" Zähne putzen? Hörner feilen? Hufe polieren?
Ich gehöre der ersten Generation an, die vom Fernsehen erzogen wurde. Meine Mutter war eine Kamera, mein Vater ein Bildschirm. Dazwischen lagerten sich in meinem Gedächtnis Fernsehserien ein: "Die 2" und "Rauchende Colts", "Männer ohne Nerven" und die "Invasion von der Wega", an die sich wohl kaum jemand so lebhaft erinnern kann wie ich („David Vincent hat sie gesehen“). Aus denen habe ich gelernt, mit Geschichten und ihrem Personal umzugehen. Man muss die absurden Probleme abseitiger TV-Serien zurück in den Alltag verlegen. Und genau das ist die Technik der Simpsons. So abseitig die Probleme in Springfield auch sind, sie haben doch viel mit uns im RL zu tun. Homer will doch nur den Mist seines Hausschweins entsorgen und kippt ihn in den Stadtsee, der daraufhin völlig umkippt. Der US-Staat stülpt daraufhin auf ganz Springfield eine Glaskuppel und isoliert die Bevölkerung. Alleine die Simpsons entkommen nach Alaska, wo sie aber in Gewissenkonflikte kommen, müßten sie doch eigentlich den Springfieldern helfen. Über diesem moralischen Konflikt droht die Ehe von Homer und Marge zu scheitern, Marge verlässt ihren Mann zum ersten Mal. Letztendlich besinnt sich Homer aber und rettet Springfield in einem grandiosen Showdown vor der US-Umweltbehörde und Präsident Schwarzenegger, gewinnt die Zuneigung seiner Frau und seines Sohnes Bart zurück, der an seinem Vater zweifelte und im Abspann schließlich sagt Baby Maggie ihr erstes Wort („Fortsetzung“). Man muß den Film mindestens zweimal sehen, um jeden Gag und jede Anspielung zu verstehen.
Wer sich den Film anschaut: unbedingt bis zur letzten Abspannzeile sitzen bleiben.
TV-Tipp: Im Sommer kommt jeden Montag auf Pro 7 zur Primetime 20:15 eine Doppelfolge der Simpsons mit Prominenten.
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