In meiner Eigenschaft als Ordinarius für Erscheinungsexzentrik an der Universität Nunivendu habe ich mich ja auch der Erforschung moderner Betteltaktiken zugewandt. „HassemalneMack?“ am Asipenny meine ich damit nicht, sondern die feineren, ausgetüftelten Taktiken.
Neulich in der Stadtbahn erläuterte ein erstaunlich Nüchterner seinem Nachbarn, dass seine Frau ihn losgeschickt hätte eine Waschmaschine zu kaufen. Er habe aber das Geld mit Freunden durchgebracht. Seine Frau würde ihn umbringen, wenn er jetzt ohne Waschmaschine zurückkäme.
Der Geschichte würde ich ohne weiteres auf der Genussskala 8 Punkte geben. Gebracht hat sie dem Manne allerdings nix.
In einer Wartetraube am Kröpcke erzählte einer, dass sein Sohn eine seltene Krankheit habe, die nur bekämpft werden könne, wenn man ihn jeden Tag in Bier bade, was aber die Familie finanziell ruiniere. Tatsächlich gaben ihm zwei Männer Geld und fragten dabei, was der Vater mit dem Bier mache, nachdem der Sohn darin gebadet habe und ob diese Krankheit eventuell ansteckend sei.
10 Punkte
Letzten Winter in der zugigen Haltestelle Hauptbahnhof. Sein Körper mit zahlreichen Tätowierungen bedeckt, um den Hals ein Schild: „ich war Profikiller. Will ein neues Leben anfangen. Kein Blut mehr vergiesen. Brauche finanzielle Unterstützung.“
Ich fragte ihn, was er als Profikiller so verdient habe, wie lange er tätig war und warum er bei dem guten Verdienst nichts auf die Seite gelegt habe? – Er habe einen hohen Lebensstandard gehabt, auf den er dummerweise nicht verzichten wolle. - Wie viele Frauen, die sich scheiden lassen, schoß es mir durch den Kopf.
Ein Mann sagte zu ihm: „Ich habe kein Geld aber einen Job für Sie.“ – Nein danke, er wolle keine Menschen mehr umbringen. Eine Frau fragte, ob er auch Bankdirektor xy beseitigt habe. Auf seinen Hinweis, das sei ein Kollege gewesen, steckt sie ihre Banknote wieder ein.
11 Punkte.
Legende ist schon Dr. John (warum er so heißt weiß ich nicht). Taucht Vorzugsweise im 122er Bus oder in Stadtbahnlinie 4,5, 6 oder 10 und 17 auf.
„Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitbürger. Sie denken ich bin eine Penner, der Geld will. In gewisser weise haben Sie Recht. Aber nur in gewisser Weise, denn ich möchte Ihnen die Obdachlosenzeitung „Asphalt“ anbieten. Die eine Mark, die davon an mich geht werde ich nicht in Drogen anlegen, sondern...“
und dabei rollt Dr. John mit den Augen.
„... vielleicht kaufe ich mir ein Waschmittel oder ein Schampu, denn wie sie sicher riechen stinke ich.“ - Dr. John scheint mir mit seiner Masche recht erfolgreich.
Ich habe Dr. John schon einem abends nach einem solchen Auftritt wieder getroffen, da wirkte er schon aggressiver, vielleicht hatte er das falsche Mittel gekauft.
12 Punkte
Letzte Kommentare