Einer der Teletubbies wurde in Polen der Homosexualität verdächtigt. Ich weiß nicht welcher es ist, aber er trägt eine Handtasche und das soll natürlich Beweis genug sein. Im Land der beiden Katschinski-Kartoffeln ist Homosexualität nämlich noch strafbar. Ich weiß nicht was dem Teletubbie passieren kann, aber auf einer Weltkarte im letzten oder vorletzten Zeit-Magazin sah ich mit Erschrecken, in wie vielen Ländern unserer Welt Homosexualität tatsächlich noch als Verbrechen angesehen, ja sogar mit der Todestrafe belegt wird.
Zurück zum Teletubbie und worum es mir eigentlich geht. In den zahlreichen Diskussionen wurde immer von Schwulen, Lesben etc. gesprochen. Die Frage ist aber doch, ist ein Teletubbie eigentlich männlich oder weiblich? Und ist es eigentlich okay, von Schwulen und Lesben als „Homosexuellen“ zu reden? Der Duden übersetzt zwar als „gleichgeschlechtliche Liebe“, aber hm… Seit dem Courtney Love-Interview in der Vanity Fair weiß ich nun zumindest, dass der Slangausdruck für eine Nicht-Lesbe „Hete“ ist. Und ich weiß seit meinem achtzehnten Geburtstag, dass ich ein „Hetero“ bin. Damals machte mir nämlich „Charlie“, der schwule Wirt einer Bar in Munster Avancen und bot mir an, mir eine Kneipe in St. Pauli zu schenken. Er wiederholte das Angebot immerhin ein Jahr lang, dann hatte er einen anderen Gespielen gefunden. Da ich aber noch nicht einmal „Bi“ bin, lehnte ich ab und Charlie nannte mich zärtlich „mein Hetero“. Charlie war ein wirklich Netter und irgendwie habe ich mich auch immer geärgert nicht wenigstens Bi zu sein: die Chancen erhöhen sich doch um 50 Prozent, die ganze andere Hälfte der Menschheit. – Aber ich verliere mich: Ist Homosexualität jetzt der Oberbegriff für Schwule und Lesben? Und was ist dann der Oberbegriff für Heten und Heteros? Normalos?? Und sind Teletubbies geschlechtslos? Ist es dann okay Handtasche zu tragen?
Gut, dass die Polen das entscheiden müssen.
Selbstverständlich ist es okay die Teletubbies der Tuntigkeit zu bezichtigen. Schwule finden das lustig: je mehr Homos umso besser!
Kleiner Wegweiser durch den Begriffsdjungel:
Schwule und Lesben lassen sich ungern in einen Topf werfen. Wenn schon, dann als "Szene"-Irgendwas (-Party, -Event, etc.). Korrekt muss es natürlich "Lesben und Schwule" heißen (Ladies first, L kommt vor S im Alphabet), eine Homo-Party ist gerne eine LesBiSchwule Party oder auch mal schwulesbisch (was sich besser nuscheln lässt aber nicht im Duden steht).
Lesben mögen es überhaupt nicht als "Lesbierinnen" bezeichnet zu werden. Schwule finden "Homosexuelle" fies, Lesben finden es unschön. Das Begriffsverhältnis gestaltet sich ähnlich wie bei den "Negern" und Afroamerikanern, bzw. "Kanaken" zu Türken oder türkischstämmigen Deutschen.
Heten sind geschlechtsneutral, eine "Heschna" dagegen ist immer weiblich, nämlich eine "Heteroschnalle". Ein Mann ist vielleicht bi, eine bisexuelle Frau ist eventuell eine Bi-Frau, (von Bi-Männern habe ich dagegen noch nie gehört, für die gibt fiese Spitznamen à la "Klemmschwester").
Eine nicht offen lebende Lesbe ist eine Schranklesbe. Vollkommen daneben - aber dauernd von Heten gebraucht - ist der Begriff "bekennender Schwuler", bzw. "bekennende Lesbe". Vorgezogen wird der Ausdruck "lebt offen" schwul/lesbisch.
Ein gutes Beispiel dafür, warum es so kompliziert ist, für besondere Zielgruppen den richtigen Ton zu treffen...
Kommentiert von: floet | Dienstag, 05. Juni 2007 um 14:35 Uhr