Die Rolling Stones wollen wieder auf Tour in Deutschland gehen, díeses oder nächstes Jahr. Und ich gehe nicht hin. Ich bin seit über dreißig Jahren Stones-Fan, deshalb muß ich das erklären.
Ich bin kein Fan der ersten Stunde. Schon um 1970 herum versuchte Gert-Dieter mich mit der „Hot Rocks“-Compilation zum Fan zu machen, was mißlang. Gert Dieter war ein Underdog aus Langenhagen, der als Sitzenbleiber die Siebte wiederholte und deshalb vom NIG Esens nach Bad Harzburg wechseln mußte. Gert-Dieter war auch der einzige, der Pornohefte mit in die Schule brachte und während des Unterrichtes durchblätterte, er hockte immer in der letzten Reihe. Dann blieb er nochmal sitzen und mußte die Schule schließlich verlassen. Auf Hot Rocks waren die Hits der Sechziger: Midnight Rambler, Mother’s little helper und natürlich Satisfaction. Das turnte mich noch nicht so an, vielleicht war ich da noch nicht alt genug für die Stones. Damals war es ein Glaubensbekenntnis, entweder Stones oder Beatles Fan zu sein. Die Beatles waren mir zu seicht. Ausnahmen waren ihr weißes Album und Sgt. Peppers Lonely Hearts Club Band. Aber auf die Stones konnte ich erst einsteigen, als Mick Jagger mich mit „Wild Horses“ rumkriegte. Ich glaube, es war das „Stricky Fingers“ Album mit dem Andy Warhol Cover und dem Reißverschluss. Mein damaliger Freund Andreas hatte es. Wir trafen uns nachmittags bei ihm, er ließ die Rollos runter und legte Sticky Fingers auf, die Seite mit Brown Sugar. Und bei Wild Horses waren Quarktaschen-Susi und ich bereits heftig am Fummeln und Stöhnen. Andreas damalige Freundin war nicht so zu begeistern, hörte lieber Stevie Wonder. Sie verließ ihn bald darauf wegen eines drei Jahre älteren Hippies, der Hasch mitbrachte und Keith Jarrets „Köln Concert“ auf Cassette.
Seit damals jedenfalls war ich Fan und jede Stones LP, sie erschienen damals so etwa im zwei Jahres Rhythmus, wurde mein. Die Stones hielten mich immer auf dem richtigen Weg. Mit „Miss You“ und „Start me up“ retteten sie mich vor der Disco Ära, „Beast of Burdon“ bewahrte mich davor, in Yes-Wolken zu entschweben und mit meinem Doktorvater verband mich die Zuneigung zu den Stones und die Diskussion, ob „Her satanic requests“ oder „Sgt. Pepper“ das künstlerisch wertvollere Album waren.
1980 war ich auf dem ersten Stones Konzert, es war das erste Konzert überhaupt, das im hannoverschen Niedersachsenstadion (so hieß es damals noch, ich glaube AWD existierte da noch gar nicht) stattfand. Ich hatte die Karte für fünf Mark von einem Schwarzhändler erworben, der völlig davon überrascht wurde, dass die Stones kurzfristig noch ein zweites Konzert anberaumten, so dass er auf seinen 6o-Mark-Tickets sitzen blieb. Es folgten noch nzwei Konzerte in den Achtzigern. 1994 war ich dann bei der Voodoo Lounge-Tour dabei. Ein sagenhaftes Konzert vor der Kulisse des VW-Werkes, wo heute die Autostadt steht – egal, dass es in der zweiten Hälfte in Strömen regenete. Sie spielten zum ersten Mal das ironische „Like a Rolling Stone“ von Dylan. Ich war dort mit Ursula, unsere kurze, unleidige Affäre endete bald danach mit einem „das wars du Arsch“ ihrerseits. Das Tour-T-Shirt von damals habe ich erst vor kurzem zum Putzlappen gemacht.
Und dann 1998 die „Bridges to Babylon“ Tour. Die Karten hatte ich von Bettina zum Geburtstag geschenkt bekommen. Und das größte Opfer war, dass sie mitkam. Das Konzert war eine Frechheit, 90.000 Fans auf dem ehemaligen Expo-Gelände, was damals einfach nur eine Baustelle war. Der Sound versoff schon auf den ersten hundert Metern. Für Bettina eine Qual, sie ist doch eigentlich eher Beatles-Fan.
Dann kam nach der Jahrtausendwende die „Forty Licks“ Tour in München. Ich habe Visionen von Leuten, die bei 2I can’t always get what you wanted“ ihre feuerzeuge rausholen und bei Jumpin‘ Jack Flash ein Foto von Mick machen, mit ihrem Vodaphone-Handy. Zur Erinnerung. Dann stelle ich mir ein paar Fußballstadien voll mit Fans vor, die das T-Shirt der letzten Tour tragen und sich am Merchandising-Stand mit dem neuen eindecken. Und nach dem Konzert stiegen sie in ihren Vectra und diskutieren auf dem Heimweg, ob sie sich lieber einen Jahreswagen kaufen oder den neuen Signum leasen sollen. – Opel und Stones, das ging irgendwie ästhetisch nicht.
Hallo El Conde, CCR? Naja. Wenn du "Suzie Q" gesagt hättest, die beste Proud Mary Version ist doch die von Ike und Tina Turner.
Kommentiert von: wth40plus | Dienstag, 05. Juni 2007 um 10:16 Uhr
In Frankfurt wurde das Stones Konzert nicht voll. Jetzt haben sie die Räumlichkeiten reduziert und die Karten billiger gemacht !
Kommentiert von: kieke | Dienstag, 05. Juni 2007 um 10:14 Uhr
Also was nu? Warum gehst du nicht zum Konzert? Weil du dreimal schon da warst? Wegen Opel? Oder wegen der Feuerzeuge und den Handykameras? - Opel hat damals aber kein Stones-Sondermodell rausgebracht, oder?
Übrigens: Creedence Clearwater Revival waren die größten. Ihr "Proud Mary" ist die beste Version des Songs überhaupt.
Kommentiert von: mario conde | Montag, 04. Juni 2007 um 17:11 Uhr