Gestern Abend beim Käsefondue erzählte Lena uns von einer Freundin, die seit dem Abitur daheim hockt und ihren Eltern auf der Tasche liegt, nicht weiß, wie es weitergehen soll beruflich. Lena regte sich ziemlich darüber auf und Begriffe wie „Zecke“ und „Sozialmissbrauch“ fielen. Ist doch interessant, wie die jungen Leute heute drauf sind und wie sich Toleranzen doch verändern können:
Ich finde jeder hat doch mal so seine asozialen Momente, oder? Ich zum Beispiel immer dann, wenn ich bei Asi-Penny oder sonstwo vor einem dieser Brötchenboxen aus Plastik stehe, wo man die Brötchen „aus hygienischen Gründen“ mit der Zange nehmen soll. Schon mal versucht? Ich finde, es geht mit der Hand einfacher. Aber dabei kann es natürlich passieren, dass ich Sau dabei aus Versehen ein anderes Brötchen berühre. Eine Frage der Sozialhygiene, Sozialmissbrauch eben.
Lust am Asozialen.? Oja, als Jugendlicher habe ich schon mal im Supermarkt zur großen Uhutube noch eine kleine in die Packung geschoben. Nicht weil ich soviel zu kleben hatte oder gar schnüffelte (das gab es in den 70-ern noch nicht). Nein, es war mehr der Kick. Davon distanziere ich mich heute natürlich, Sozialmissbrauch.
Heute hat sich die Frage nach dem Asozialen verschoben. In den 80-ern hörte man regelmäßig von Lehrern, die sich mit Ende 40 frühverrenten ließen, von Leuten, die ihren Job kündigten und ein Jahr lang durch die Lande zogen und zur Klampfe die Tageszeitung vorlasen. Aufgeregt hätte sich damals keiner. Ich selbst habe nach dem Abitur vier Monate gearbeitet, danach gekündigt, obwohl man mich weiterbeschäftigen wollte, und zwei Monate Arbeitslosenhilfe kassiert, bis ich zur Bundeswehr ging. Den Tipp hatte ich von einem Studenten bekommen. Hat sich damals keiner aufgeregt drüber. Heute würde ich mich nicht mehr trauen, so etwas zu erzählen. Solcher Sozialmissbrauch geht heute einfach nicht mehr als Kavaliersdelikt durch.
Gestern war wieder kein Tag für die Zange. Ich packte wieder mit der bloßen Hand in die Brötchenbox. Ein alter Mann tritt hinter mich, ich drehe mich irritiert um: „Schon okay, junger Mann. Ich mache es auch so.“
Wollen wir einen Brötchenzangenverweigerer Club aufmachen? Ich bin auch dabei.
Kommentiert von: obdulmx2 | Montag, 21. Mai 2007 um 16:45 Uhr
bekennende zangenverweigerin und brötchenanarchistin pflichtet beifall.
Kommentiert von: floet | Mittwoch, 16. Mai 2007 um 16:42 Uhr