Ich habe es aufgegeben, darüber zu rätseln, auf welchem Wege meine Adresse in irgendwelche Listen gerät. So werde ich immer zur Probefahrt des jeweilig neuen BMW, Mercedes oder Jaguar eingeladen. Dabei fahre ich doch Dienstwagen.
Oft genug bin ich ja auch schon auf die Mailings reingefallen: Ein halbes Jahr lang spielte ich Lotto bei Faber (mehr als fünf Dreier waren nicht drin) und neulich hat es ein Weinvertreter geschafft, uns ein paar Flaschen anzudrehen (sind mittlerweile wieder alle und das soll es damit auch gewesen sein).
Der Adressenhandel ist wahrscheinlich eine der wenigen Branche, die noch boomen. Seit kurzem gerate ich ins Grübeln, weil ich den Verdacht habe, da kursiert ein Profil mit dem richtigen Namen, das aber mit mir nichts zu tun hat.
Alles fing damit an, dass die Bundesversicherungsanstalt für Angestellte mir kürzlich eine „Renteninformation“ zuschickte und mich damit über meinen aktuellen Kontostand informierte. Der Betrag, der da in 20 Jahren herauskommt, wenn ich so einzahle wie bisher, der veranlasste mich mit dazu über den Erwerb eines Eigenheimes nachzudenken, wenigstens ein Dach überm Kopf!
Mir wurde klar, dass die Behörde mir Angst einjagen wollte und spontan überlegte ich, eine Klage wegen seelischer Grausamkeit einzureichen. Gleichzeitig summte mir die Songzeile aus „My Generation“ von The Who im Ohr: „I hope I die before I get old“.
Dass das Ganze ein abgekartetes Spiel war, merkte ich, als ein paar Tage später ein Quelle (oder war es Otto?) Sonderkatalog im Briefkasten lag, der sich eindeutig an alte Säcke über 50 wandte: „Wenn Sie ihren Gürtel unter dem Bauch tragen, wählen Sie ein 20er Größe!“ Sonnenklar war es dann, als mich gestern ein Antrag für eine „maßgeschneiderte“ Lebensversicherung erreichte, die die Rentenlücke schließen soll.
Wenn ich heute abend nach Hause komme, erwarte ich die Einladung zum „Deutschen Seniorentag 2007“, ein dreitägiges Event, das von dem Viagra-Hersteller Pfitzer (sprich: „Faiser“) und der Deutschen Schlaganfall-Hilfe organisiert wird. In unserer Tanzschule sprang mich die Ankündigung zu der Veranstaltung „Jung und alt vereint im Tanz“ an und ich überlegte mir einen Spruch, mit dem ich dort punkten könnte. Ich fand ihn im FAZ-Feuilleton in Form eines Zitates von Bogumir Ecker (Eines seiner Kunstwerke tropft in den nächsten Jahrzehnten fünf Stockwerke der Hamburger Kunsthalle hinab:“Die Kunst besteht also darin, jung zu sterben, das aber so spät wie möglich.“
Im Grunde genommen eine praktische Sache, ich bin mir nicht sicher, ob das auch ständig realistisch umsetzbar ist!
Kommentiert von: Angelo aktuell | Dienstag, 25. Januar 2011 um 07:47 Uhr