Meistens, wenn ich in den Spiegel schaue, sage ich mir: Du bist doch schon einer von den Guten. Ich kann von mir behaupten, dass ich noch niemand mit der Faust ins Gesicht geschlagen habe. Meine Verbrechen sind alle erzählt und verjährt. Ich bin öfter bemüht, freundlich zu sein, als Jemand zu schaden.
Nur manchmal morgens, wenn ich mit der Stadtbahn zur Arbeit fahre, dann bin ich böse. Sobald ich einen Platz gefunden habe, breite ich mich aus. Zur Seite mit meiner Tasche, nach vorne mit der taz. Dann fixiere ich die anderen Fahrgäste, um zu zeigen, wie gefährlich ich eventuell sein könnte. Auf diese Weise setzt sich niemand neben mich und ich habe meine Ruhe. Ein paar Sitze weiter lugt eine ältere Frau immer mal wieder zu mir hin. Ein junger Mann mir gegenüber grinst mich an. Klar, ich bin das Alphatier hier. Die Weibchen würden gerne an meinen Genen partizipieren, die Männchen buhlen um meine Sympathie. Zufrieden recke ich mich und steige bei der TUI aus. In meinem Büro schaue ich in den Spiegel: Ich habe noch Zahnpasta um den Mund rum…
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